Pardo Bazan

[433] Pardo Bazan, Emilia, die bedeutendste und fruchtbarste unter den lebenden span. Schriftstellerinnen, geb. 1854 in Coruña aus altadligem Geschlecht, seit ihres Vaters Tod Erbin seines Grafentitels, vom 16. Jahr an verheiratet mit D. José Quiroga. Von umfassender Kenntnis der Heimat wie des Auslandes, dabei echt national im Denken, Fühlen und Glauben, übt sie sowohl durch kritische als durch schöpferische Tätigkeit großen Einfluß aus. Sie begann 1877 mit einer preisgekrönten Studie über die Epoche der Aufklärung und ihren spanischen Hauptvertreter, den P. Feyjoo (s. d.). Später gab sie in seinem Geiste die Zeitschrift »Nuevo Teatro Critico« heraus (1891–93). Beifall und Widerspruch entfesselte ihre offene Parteinahme für den Naturalismus in »La cuestion palpitante« (1886), desgleichen ihre öffentlichen Vorlesungen über russische Literatur von dem Lehrstuhl herab, den man ihr im Madrider Ateneo eingeräumt hatte (»La revolucion y la novelaen Rusia«, 1898). Vorträge hielt sie auch anderwärts, z. B. in Paris: »La España de ayer y la de hoy« (1899). Gesondert in Buchform erschien »San Francisco de Asis«, »Los Franciscanos y Colon«, »Poetas epicos cristianos«, »Hombres y mujeres de antaño«, »Polemicas y estudios literarios«. Von ihren zahlreichen Romanen fanden den größten Anklang: »Los Pazos de Ulloa« (1886), »Madre Naturaleza« (1888), »Pascual Lopez« (1886), »Morriña« (1889), »Insolacion« (1890), »La pedra angular« (1891). Novellen und Geschichten erschienen zuerst in Zeitschriften, dann gesammelt als »Cuentos escogidos«, »Historietas y cuentos regionales«, »Cuentos dramaticos«, »Cuentos sacro-profanos«, »Cuentos de amor«, »Novelas cortas«, »Cuentos nuevos«. Dazu kommen Sittenbilder: »Vida contemporanea«; Reisebeschreibungen: »Al pié de la torre Eiffel«, »Por la España pintoresca«, »Mi Romeria«, »Cuarenta diasen la Exposicion«. Ihre »Obras completas« umfassen bis jetzt 23 Bände. Zur Frauenfrage nahm sie Stellung, indem sie die Spanierin gegen die strenge Beurteilung von C. Arenal (s. d.) verteidigte. Auch gab sie vorübergehend eine »Biblioteca de la Mujer« heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 433.
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