Pasquill

[478] Pasquill (ital. Pasquillo, Schmähschrift, Schandschrift, lat. Libellus famosus, franz. Pasquinade), eine Beleidigung, die schriftlich oder durch sonstige bleiben de Zeichen, z. B. durch Bilder, öffentlich verbreitet wird; Pasquillant, der Verfasser und Verbreiter eines Pasquills. Der Ausdruck P., ursprünglich mehr eine beißende Satire als eine wirkliche Ehrverletzung bezeichnend, rührt von Pasquino (s. d.), dem Namen einer verstümmelten antiken Statue in Rom, her, an die man, ebenso wie an den sogen. Marforio (s. d.), satirische Schriften anzuheften pflegte. Pasquino und Marforio wurden dadurch in dem römischen Volksleben zu komischen Figuren, die sich in satirischer Weise miteinander unterhalten, und so wurde der Ausdruck P. oder Pasquinade für derartige Vetöffentlichungen[478] überhaupt, namentlich aber für schriftliche und öffentliche Verleumdungen gebräuchlich. Frühere Gesetzbücher bestraften den Pasquillanten besonders hart. Das deutsche wie auch das österreichische Strafgesetzbuch erwähnt es gar nicht ausdrücklich, so daß es hiernach lediglich nach den für die Beleidigung (s. d.) überhaupt geltenden Grundsätzen zu bestrafen ist. Eine Sammlung von »Satiren und Pasquillen aus der Reformationszeit« gab Schade heraus (Hannov. 1856–58, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 478-479.
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