Phosphorwasserstoff

[821] Phosphorwasserstoff (Phosphin) PH3 entsteht, wenn man Phosphor mit alkoholischer Kalilösung erwärmt oder Phosphorcalcium mit Salzsäure zersetzt, ganz rein (frei von Wasserstoff) bei Zersetzung von Jodphosphonium PH4J durch Alkalien. Er bildet ein farbloses Gas vom spez. Gew. 1,178, riecht höchst unangenehm, wie faule Fische, ist sehr giftig, wird unter einem Druck von 30 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet, die bei -85° siedet und nach dem Erstarren bei -132,5° schmilzt. Er ist kaum löslich in Wasser, etwas mehr in Alkohol und Äther, reichlich in salzsaurer Kupferchlorürlösung, oxydiert sich an der Luft schon bei gewöhnlicher Temperatur, ist leicht entzündlich, entzündet sich bei über 100° von selbst, wird oft schon durch die Reibung des Stöpsels einer Glasflasche entzündet und verbrennt mit leuchtender Flamme unter Abscheidung weißer Nebel von Phosphorsäure. P. wird durch Chlor, Brom, Jod zersetzt, Metalle entziehen ihm den Phosphor, mit Metalloxyden gibt er Phosphormetall, Phosphat und Wasser, mit Kupfervitriol Phosphorkupfer und Wasser, aus Silber- und Goldsalzen fällt er die Metalle. Das aus Kalilauge und Phosphor oder aus Phosphorcalcium und Wasser erhaltene Gas entzündet sich schon bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft von selbst und verdankt diese Selbstentzündlichkeit einem Gehalt an flüssigem P. P2H4, der nicht bei allen Bereitungsarten neben der gasförmigen Verbindung entsteht und sich aus letzterer unter -10° abscheidet. Er ist farblos, sehr flüchtig, schwerer als Wasser, aber nicht darin löslich, er entzündet sich an der Luft sofort und wird auch durch Licht, Chlorwasserstoff, Kalium, Äther, ätherische Öle etc. (die sämtlich dem selbstentzündlichen Phosphorwasserstoffgas diese Eigenschaft rauben) zersetzt. [821] Geringe Mengen von Chlor und Salpetriger Säure machen den nicht selbstentzündlichen P. selbstentzündlich, indem sie flüssigen P. bilden. Starrer P. P4H2 entsteht bei Zersetzung von gasförmigem P. durch Chlor oder von Phosphorcalcium mit warmer Salzsäure in der Wärme. Er ist gelb, flockig, geschmack- und geruchlos, schwerer als Wasser und darin wie in Alkohol unlöslich, entzündet sich bei 200° und durch den Schlag mit dem Hammer. Er zersetzt sich in feuchter Luft, besonders am Licht, rasch und, zuweilen unter Explosion, durch oxydierende Agenzien. Mit Jodwasserstoff gibt P. Jodphosphonium PH3.JH. Dies bildet farblose Kristalle, gibt mit Wasser P. und Jodwasserstoff, mit Alkohol P. und Jodäthyl, im geschlossenen Rohr Triäthyl- und Teträthylphosphoniumjodid.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 821-822.
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