Phosphorvergiftung

[821] Phosphorvergiftung, schwere, meist tödliche Erkrankung infolge des Genusses von weißem Phosphor oder solchen Phosphor enthaltenden Substanzen (Phosphorlatwerge und Zündholzköpfchen). Große Mengen von Phosphor können nach einigen (7–12) Stunden Tod durch Herzlähmung herbeiführen, meist aber wird die akute P. eingeleitet durch heftige Entzündung des Magens mit starkem Durst und brennen den Schmerzen in der Magengegend. Es werden phosphor- oder knoblauchartig riechende Massen erbrochen, die im Dunkeln leuchten. Dazu kommen oft reichliche, bisweilen mit Blut untermischte Durchfälle. In den ersten Tagen schwillt unter Fettinfiltration die Leber an, Gelbsucht tritt auf, und Gallenfarbstoff zeigt sich im Blut. Noch jetzt kann Genesung erfolgen, schreitet aber der Krankheitsprozeß fort, so bildet sich Muskellähmung aus, und nach raschem allgemeinen Kräfteverfall tritt der Tod ein, nachdem oft noch Blutungen aus den verschiedensten Organen sich zeigten. Leber, Nieren und Herz sind fettig degeneriert. Bei Einführung geringerer Mengen von Phosphor in den Körper sind alle Symptome gemildert. Die kleinste tödliche Dosis Phosphor für einen Erwachsenen beträgt 0,05 g. Da ein Zündholz etwa 0,003–0,005 Phosphor enthält, so genügen unter Umständen 16 Zündhölzer zur Vergiftung eines Erwachsenen. Die chronische P. ist durch eine eigentümliche Beinhautentzündung mit schließlichem Absterben des Unterkiefers, die sogen. Phosphornekrose, ausgezeichnet. Auch allgemeine Biegsamkeit und Brüchigkeit der Knochen kommt vor. Chronische P. wurde früher häufig in Zündholzfabriken beobachtet, gegenwärtig ist sie fast gänzlich durch die erheblich verschärften Vorsichtsmaßregeln verschwunden. Bei akuter P. ist möglichst schnell nach Einfuhr des Giftes für seine schnelle und vollständige Entfernung durch Brechmittel oder Auspumpen und Ausspülen des Magens zu sorgen. Später sind schleimige Speisen und Milch zu verordnen; gegen die Vergiftungserscheinungen selbst ist die Therapie ohnmächtig. Vgl. Munk und Leyden, Die akute P. (Berl. 1865); Kleinmann, Die Phosphornekrose (Leipz. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 821.
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