Brechmittel

[366] Brechmittel (Emetica, Vomitiva), Substanzen, mit denen man für einen Heilzweck Erbrechen hervorruft, besonders Brechwurzel (Ipekakuanha), Brechweinstein (Tartarus stibiatus), Kupfervitriol, Zinkvitriol und Apomorphin. Nach dem Einnehmen eines Brechmittels entsteht zuerst Übelkeit, und der Speichel läuft im Munde zusammen, dann folgt nach längerer oder kürzerer Zeit, bei Wiederholung der Gabe, Brechneigung und Erbrechen. Zugleich bricht Schweiß aus, und ein Erschlaffungszustand befällt Nerven- und Muskelsystem. Gewöhnlich wiederholt sich das Erbrechen mehrere Male, auch wenn der Magen fast ganz entleert ist, und erst allmählich tritt wieder Ruhe ein. Es bleibt dann nur noch eine Abspannung im ganzen Körper zurück, während welcher Herzschlag und Atem verlangsamt sind, und auf die häufig wohltätige Ruhe folgt. B. wurden wie Abführmittel früher wesentlich häufiger benutzt als heute. Handelt es sich um Entfernung schädlichen Mageninhaltes, so greift man heute zur Magenausspülung. Gegenanzeige finden B., namentlich Brechweinstein, wegen der reizenden Wirkungen auf die Schleimhäute und wegen Erregung heftiger Zusammenziehung der Bauchmuskeln, bei allen entzündlichen Zuständen des Magens, des Darmkanals und des Bauchfelles, bei Neigung zu Blutandrang nach dem Kopf oder nach der Brust sowie zu Blutung aus Nase und Lunge, bei starker Erweiterung des Herzens und der Aorta, bei Aneurysmen dieser Organe, bei Schwächezuständen und erhöhter Reizbarkeit sowie in der Schwangerschaft und bei Eingeweidebrüchen. B. dürfen nur auf ärztliche Verordnung gegeben werden. Auch durch Kitzeln des Schlundes mit einer Feder, Trinken von vielem lauen Wasser, von oft und schnell wiederholten kleinen Dosen kalten Wassers kann Brechen hervorgerufen werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 366.
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