Phratrien

[839] Phratrien (Phratren, griech., »Brüderschaften«), in Athen, Korinth, Ägina, Theben, Thessalien und andern griechischen Staaten Name von Mittelgliedern zwischen Stämmen (Phylen) und Geschlechtern. In Athen zählte jede Phyle drei P. und jede Phratrie 30 Geschlechter. Doch hatten sie hier, ursprünglich sakrale und familienrechtliche Verbände der Adelsgeschlechter, seit Kleisthenes nur noch als Vereinigungspunkte für die Ausübung gewisser gemeinschaftlicher Kultformen und als Prüfungsmittel der Reinheit der bürgerlichen Abkunft politische Bedeutung; ihre Zahl blieb trotz der veränderten Phyleneinrichtung gleich (d.h. zwölf). Der Mittelpunkt einer Phratrie war das Phratrion, ein Heiligtum, worin den gemeinsamen Gottheiten aller P. sowie den besondern Gottheiten der einzelnen geopfert ward. Hier versammelten sich unter dem Vorsitz des Phratriarchen die Mitglieder (Phrateres) an bestimmten Tagen, namentlich am Feste der Apaturien, um ihren Göttern die herkömmlichen Opfer darzubringen und die im abgelaufenen Jahre Gebornen und die neuvermählten Bürgerinnen in die Phratrie aufzunehmen. Diese Aufnahme galt als Bedingung der Ausübung staatsbürgerlicher Rechte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 839.
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