Pillen

[877] Pillen (Pilulae), kleine Kügelchen von 0,05–0,2 g. von denen jedes eine bestimmte Quantität eines Arzneimittels enthält. Die Grundmasse besteht meist aus Süßholzpulver, mit dem das Arzneimittel nebst einem Bindemittel (Extrakten, Gummi, Zucker) im eisernen Mörser zur Pillenmasse gemischt (angestoßen) wird. Aus dieser formt man auf der Pillenmaschine die P. von genau gleicher Größe. Man rollt die Pillenmasse zu Stängelchen aus und legt ein solches auf eine etwa 5 cm breite Eisenschiene, die derart mit halbrunden Kanälchen versehen ist, daß zwischen je zweien eine schneidende Kante entsteht. Eine zweite mit entsprechenden Kanälchen versehene Schiene hat zwei Handgriffe und wird so auf die erste Schiene gelegt, daß die Kanäle zu Röhren von kreisrundem Querschnitt zusammenschließen. Drückt man nun die obere Schiene unter gleichzeitigem Hin- und Herziehen in der Richtung der Kanäle auf die untere, so wird das Stängelchen zerschnitten, und in jedem Röhrchen rollt sich ein Teil der Pillenmasse zu einer Kugel. Zur Darstellung von P. im großen formt man die Stängel auf Pressen und aus den Stängeln die P. auf einer Maschine, die das Schneidzeug auf drei Walzen oder auf einer Walze und einer um dieselbe gebogenen Platte enthält. Damit die P. nicht aneinander kleben, bestreut (konspergiert) man sie mit Lykopodium oder einem andern Pulver. P. gestatten exakte Dosierung der Einzelgaben und vermeiden unangenehme Geschmacksempfindungen. Letzteres wird noch vollständiger erreicht, wenn man die P. in einer Hohlkugel mit einem Tropfen Gummischleim und einigen Stückchen Blattsilber schüttelt und sie auf solche Weise versilbert, oder wenn man sie mit Zucker, Gelatine, Kollodium, Tolubalsam überzieht. P., die im Magen nicht angegriffen werden, sondern erst im Darm zur Wirkung kommen sollen (Dünndarmpillen), werden mit Keratin oder geschmolzenem Salol überzogen. Über Granula (franz. granules) s. d.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 877.
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