Pirckheimer

[902] Pirckheimer, Wilibald, Humanist, aus einem Patriziergeschlecht Nürnbergs, geb. 5. Dez. 1470 in Eichstätt, gest. 22. Dez. 1530 in Nürnberg, widmete sich 1490–97 in Padua und Pavia juristischen und humanistischen Studien und war dann bis 1522 (außer 1501–04) Mitglied des Rats in Nürnberg, als solches vielfach mit wichtigen Gesandtschaften betraut, 1499 auch die Nürnberger Truppen in dem Reichskriege gegen die Schweizer befehligend. Seine letzten Lebensjahre widmete er ausschließlich den Wissenschaften. In sich den allseitigen Wissensdrang der Zeit verkörpernd, war er einer der einflußreichsten Wortführer des Humanismus und erwarb sich um das Schulwesen in Nürnberg hohe Verdienste. Auch für Luther trat er zuerst ein, allmählich aber entfremdete er sich der Reformation wie Erasmus. Seine Werke, unter denen die »Historia belli Suitensis«, die Geschichte des Schweizerkriegs von 1499 (zuletzt mit der Autobiographie Pirckheimers hrsg. von Rück, Münch. 1895; übersetzt von Münch, mit Biographie, Basel 1826), und die lateinischen Übersetzungen aus dem Griechischen hervorragen, sind herausgegeben von Goldast (Frankf. 1610). Vgl. R. Hagen, W. P. in seinem Verhältnis zum Humanismus und zur Reformation (»Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg«, 1882); Markwart, W. P. als Geschichtschreiber (Zürich 1886); Roth, Wilibald P. (Halle 1887); Drews, W. Pirckheimers Stellung zur Reformation (Leipz. 1887). – Die »Denkwürdigkeiten« seiner Schwester Charitas P. (geb. 21. März 1466, gest. 19. Aug. 1532 als Äbtissin des Klaraklosters in Nürnberg), einer der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit, wurden von Höfler (Bamb. 1853) herausgegeben. Vgl. W. Loose, Aus dem Leben der Charitas P. (Dresd. 1870); F. Binder, Charitas P. (2. Aufl., Freiburg 1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 902.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: