Polarität

[81] Polarität (lat., polares Verhältnis), Gegensatz von Eigenschaften und Kräften eines Körpers, z. B. des Magnets, der Voltaschen Säule etc., die bei ihrer Vereinigung sich gegenseitig neutralisieren. – In der Botanik, das allen höhern Pflanzen eigentümliche Bauprinzip, das in der verschiedenen Ausgestaltung und dem gegensätzlichen Verhalten von Basis und Spitze (Sproßpol und Wurzelpol) zum Ausdruck kommt und von äußern Kräften, wie der Schwerkraft, dem Licht u. a., unabhängig erscheint. Hängt man z. B. ein unter Lichtabschluß in feuchter Atmosphäre gehaltenes Zweigstück einer Weide mit der Basis nach oben auf, so treiben an seiner nach unten gerichteten Spitze Knospen aus, während an der nach oben gerichteten Basis Wurzeln erscheinen. Umgekehrt verhalten sich Wurzeln, an denen unter genannten Umständen die Basis zum knospenerzeugenden, die Spitze zum wurzelbildenden Teil wird. Auch Zweige von sogen. Trauerbäumen (Trauerweide, Traueresche etc.), die in natürlichen Verhältnissen mit der Spitze nach abwärts wachsen, verhalten sich ähnlich wie die umgekehrten Weidensprosse.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 81.
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