Polewój

[95] Polewój, 1) Nikolaj Alexejewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 4. Juli (22. Juni) 1796 in Irkutsk, gest. 6. März (22. Febr.) 1846 in Petersburg, Autodidakt, anfangs Kaufmann, widmete sich seit 1811 in Moskau wissenschaftlichen Studien, gründete hier 1825 den »Moskauer Telegraphen«, eins der namhaftesten russischen Journale, das jedoch 1834 verboten wurde, und lebte dann als Redakteur und Journalist in Petersburg. Polewojs Bedeutung liegt in seinem Kampf gegen die Anhänger des französischen und russischen Pseudoklassizismus; er entwickelte dabei eine außerordentliche Vielseitigkeit, denn er war zugleich Kritiker, Novellist, Dramatiker, Historiker und Übersetzer. Von seinen dramatischen Stücken (gesammelt Petersb. 1842–43, 4 Bde.) haben sich einige, wie: »Ugolino«, »Parascha«, »Großväterchen der russischen Flotte«, lange auf dem Repertoire erhalten. Von seinen historischen Arbeiten ist die unvollendete »Geschichte des russischen Volkes« (Mosk. 1829–33, 6 Bde.), die er der »Geschichte des russischen Staates« von Karamsin entgegenstellte, zu erwähnen.

2) Peter Nikolajewitsch, russ. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 9. März (25. Febr.) 1839 in Petersburg, gest. daselbst 13. Febr. (31. Jan.) 1902, studierte in seiner Vaterstadt, war Dozent der Literatur daselbst, später in Odessa, dann Professor der russischen Sprache in Warschau und lebte seit 1871 als Schriftsteller in Petersburg. Von seinen Werken sind zu nennen: »Versuch einer vergleichenden Übersicht der deutschen und slawischen Volkspoesie« (Petersb. 1864); »Historische Skizzen des mittelalterlichen Dramas« (1865); »Geschichte der russischen Literatur in Skizzen und Biographien« (1872; 5. Aufl. 1883–90, 2 Bde.); »Skizzen der russischen Geschichte in Denkmälern des Volkslebens« (1879–80, 2 Bde.); »Das künstlerische Rußland« (1884); »Geschichte der russischen Literatur seit den ältesten Zeiten« (1900). Auch schrieb er mehrere historische Erzählungen und Novellen (Petersb. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 95.
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