Irkutsk [1]

[14] Irkutsk, Generalgouvernement im russ. Ostsibirien (s. Karte »Sibirien«), besteht aus den Gouvernements I., Jenisseisk und dem Gebiet Jakutsk, 7,271,642 qkm mit (1897) 1,328,150 Einw. (0,18 auf 1 qkm). Das Gouvernement I. grenzt südlich an China, westlich an Jenisseisk, nördlich an Jakutsk, östlich an Transbaikalien und den Baikalsee und umfaßt 1,124,897 qkm mit 540,535 Einw. (nur 0,5 auf 1 qkm). Das Land ist fast durchweg gebirgiges Plateauland. An der Südgrenze zieht sich das Sajanische Gebirge (s. d.) mit dem Munku Sardyk (3490 m), am Westufer des Baikalsees das Baikalgebirge hin, nordwärts streichende Ketten trennen die in gleicher Richtung ziehenden Flüsse. Die wichtigsten sind Angara (s. d.), Nischnaja (Untere) Tunguska, die zum Jenissei (s. d.) fließen, und die Lena (s. d.) mit dem Witim (s. d.). Außer dem Baikalsee, dessen Westhälfte mit der großen Insel Olchon zum Gouvernement gehört, hat es noch mehrere kleinere Seen. Geologisch besteht das Gebiet aus ältern Formationen und vulkanischen Gesteinen (Basalt, Obsidian, Bimsstein, Lava); Erdbeben sind häufig (zuletzt 1871). Das Klima ist rauh, mittlere Jahrestemperatur -0,5° (Sommer 16,3°, Winter -18,5°). Die Bevölkerung besteht in der Hauptsache aus Buräten, dann aus Jakuten, Tungusen (s. die Einzelartikel) und andern Eingebornen, aus Polen und Russen. Die Zahl der Deportierten, wovon die Hälfte vagabundiert, wird auf 6 Proz. geschätzt. Der größte Teil des Gouvernements ist dicht bewaldet, doch ist der (von Russen betriebene) Ackerbau in Zunahme; gebaut werden Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln etc. Ernte 1896: 3,732,566 hl. Die Eingebornen treiben meist Viehzucht; nach den letzten Ausweisen gab es 264,856 Pferde, 335,549 Rinder, 265,379 Schafe, 85,862 Schweine, 48,045 Ziegen, 773 Renntiere, außerdem einige Kamele. Jagd auf Pelztiere und Fischerei in den Flüssen, im Baikalsee auch auf eine Art Seehund (Callocephalus), waren früher weit ergiebiger. Der Bergbau ist weit weniger bedeutend als in den Nachbarprovinzen. Gold gewinnt man hauptsächlich im Tal der Biriussa, Eisenerz und Kohle sind in Fülle vorhanden sowie große Lager von Graphit, vornehmlich im Becken des Irkut; am Südende des Baikalsees wird Lapislazuli gefunden. Aus Salzquellen an der Angara und Nepa (Nebenfluß der Nischnaja Tunguska) wird viel Salz gewonnen. Die nennenswertesten Industrien, die hauptsächlich in der Stadt I. ihren Sitz haben, sind Branntweinbrennerei, Gerberei, Eisengießerei, Salzsiederei, Ziegelbrennerei und Porzellan- und Glasfabrikation; 1896 zählte man 135 Betriebe mit einem Produktionswert von 2,810,429 Rubel. Sehr bedeutend ist der Handel, da die große Straße von Moskau nach Kiachta durch I. hindurchführt. Das Gouvernement zerfällt in fünf Bezirke: I. (82,396 qkm, wovon 4333 qkm auf den Baikalsee kommen, mit 158,737 Einw.), Balagansk, Wercholensk, Kirensk und Nishne-Udinsk. Vgl. »Wegweiser auf der großen Sibirischen Eisenbahn« (deutsch von A. Lütschg, Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 14.
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