Jenissei

[225] Jenissei (Jenisei), größter Strom Sibiriens, entsteht in der chinesischen Provinz Kobdo aus den beiden Quellflüssen Beikchem und Chuakhem und fließt sodann als Ulukhem nordwestlich bis zur russischen Grenze, wo er, das Sajanische Gebirge in Katarakten und Stromschnellen durchbrechend, sich nordwärts zum Eismeer wendet. Von O. gehen ihm die Angara (s. d.), die Steinige Tunguska (s. d.), die Nischnaja oder Untere Tunguska und die kleinern Kureika, Daneschkina u. a. zu. Die wichtigsten der weit unbedeutendern Zuflüsse von links sind: Kas, Sym und Ingarewka. Der J. ist 4750 km lang, sein Stromgebiet wird auf 2,510,000 qkm geschätzt. Bereits nach der Vereinigung mit der Angara 1500–2000 m breit, erweitert sich sein unterer, durch die Tundra ziehender, mit zahllosen Inseln erfüllter Lauf bis zu 50 km, verengert sich aber bei der Mündung zu einem 15–17 km breiten, 380 km langen Ästuar, dem Jenisseibusen oder Liman der 70 Inseln. Hier findet der Ausgang des Eises durchschnittlich 10. Juni statt, eisfrei ist der J. bei Turuchansk vom 29. Mai bis 31. Okt., bei Krasnojarsk vom 30. April bis 12. Nov. Schiffbar ist er von Minussinsk auf 2966 km, von hier gehen auch Dampfer abwärts. Ein Kanal verbindet den Großen Kas, Nebenfluß des J., mit dem Ket, Nebenfluß des Ob (s. d.). Der fischreiche Strom wird von zahlreichen Barken, Segelschiffen und Dampfern bis zur Mündung befahren, wo Nordenskjöld 1875 den trefflichen Dicksonhafen (s. d.) fand. Seit einigen Sommern sind englische Unternehmer durch die Karische Straße in den J. eingedrungen, um in Turuchansk Handel zu treiben. Im Kreis Minussinsk wird viel Getreide erzeugt, das meist in den Goldwäschereien und den Ortschaften an seinen Ufern verbraucht wird. Von den letztern sind die bedeutendsten Minussinsk, Krasnojarsk, Turuchansk (s. die Einzelartikel) und Dudinsk. Der nördlichste dauernd bewohnte Ort ist Krestowsk, rechts an der Mündung. Vgl. die Karte »Sibirien«; Seebohm, Siberia in Asia, a visit to the valley of the Yenesay (Lond. 1882); Wilkizkij, Atlas des Flusses J. (russ., Petersburg 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 225.
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