Polymorphīe

[127] Polymorphīe (Polymorphismus, griech.), das Vermögen eines Körpers, im amorphen und im kristallisierten Zustand (Allotropie, s. Isomerie) oder in verschiedenen, nicht auseinander zurückführbaren Kristallgestalten aufzutreten (s. Heteromorphie); vgl. auch Enantiotropie. – In der Zoologie bezeichnet P. die Vielgestaltigkeit der Individuen ein und derselben Art, wie sie bei manchen niedern Tieren vorkommt und mit Arbeitsteilung (s. d.) verbunden ist. So sind in den Insektenstaaten (bei Ameisen, Bienen, Termiten) außer den Männchen und Weibchen, denen die Erhaltung der Art durch Fortpflanzung obliegt, noch besonders gestaltete Arbeiter, Soldaten etc. vorhanden, die den Aufbau und die Verteidigung des Nestes sowie die Pflege der Jungen besorgen. Bei den Siphonophoren (Röhrenquallen) sind gewisse Individuen der polymorphen Kolonie völlig zu Nährtieren (den sogen. Magenschläuchen), andre zu Fühltieren (Tentakeln), andre zu Schwimmglocken etc. geworden und haben so wenig von der ursprünglichen Gestalt beibehalten, daß sie fast den Eindruck von Organen eines Einzeltiers machen. Vgl. Leuckart, Über den Polymorphismus der Individuen (Gießen 1851); Haeckel, Über Arbeitsteilung in Natur- und Menschenleben (Berl. 1869). S. auch Dimorphie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 127.
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