Radĭum

[559] Radĭum Ra, chemisches Element, ist bisher nur als Begleiter des Urans in Mineralien aufgefunden worden, und zwar scheint der Gehalt der Gesteine an R. direkt von ihrem Urangehalt abhängig zu sein. Wahrscheinlich ist R. spurenweise überall in der festen Erdrinde enthalten (Radioaktivität der Gesteine, des Erdbodens), und vielleicht nimmt der Radiumgehalt nach dem Erdinnern hin zu (Radioaktivität der Thermen). Zur Darstellung des Radiums röstet man Joachimsthaler Pechblende mit Soda, zieht sie mit Wasser und Schwefelsäure aus, behandelt den radioaktiven Rückstand, der hauptsächlich Sulfate enthält, mit Salzsäure, kocht ihn mit Soda, um das Baryum- und Radiumsulfat in Karbonat zu verwandeln, und zieht mit reiner Salzsäure aus. Man reinigt dann nach üblicher Methode und trennt das R. vom Baryum. Diese Trennung ist sehr schwierig, weil sich beide Stoffe in allen chemischen Reaktionen durchaus gleichen. Die Tonne Joachimsthaler Rückstände liefert im günstigsten Fall 8 kg Radiumbaryumchlorid (meist viel weniger), das annähernd 0,3 pro Mille Radiumsalz enthält. 10,000 kg Pechblende können 1 g Radiumchlorid liefern, und dies kostet etwa 160,000 Mk. Eine Lösung von Radium- und Baryumchlorid gibt mit Natriumamalgam ein Baryumradiumamalgam, das relativ mehr R. enthält als die Lösung. Das R. ist dem Baryum sehr ähnlich und folgt diesem in seinen Reaktionen. Sein Atomgewicht ist 225 (258), die Salze färben die Flamme des Bunsenbrenners rot, das Spektrum zeigt zwei rote Bänder und eine helle blaue Linie. Die Salze sind wohl durchweg mit den Baryumsalzen isomorph, aber schwerer löslich. Das Chlorid ist paramagnetisch (Baryumchlorid diamagnetisch). Die interessanteste Eigenschaft des Radiums ist seine Radioaktivität (s. d.). R. wurde 1898 von P. und S. Curie in Gemeinschaft mit Bémont entdeckt. Vgl. die Literatur beim Artikel »Radioaktivität«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 559.
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