Ragaz

[571] Ragaz, Badeort und Dorf im schweizer. Kanton St. Gallen, 521 m ü. M., an der Eisenbahn Rorschach-R.-Chur, mit (1900) 1860 meist kath. Einwohnern, liegt vor der engen Schlucht, in der das altberühmte Heilwasser von Pfäfers (s. d.) hervorquillt, und empfängt seit 1842 einen Teil dieser Thermen durch eine 3,75 km lange Röhrenleitung, die dem Laufe der Tamina folgt. Die dem Staate gehörige »Domäne R.« wurde 1868 auf die Dauer von 100 Jahren verpachtet und seitdem vom Pächter B. Simon für Kurzwecke wiederholt erweitert und verschönert: so durch Einrichtung eines Instituts für schwedische Heilgymnastik und Elektrotherapie sowie durch elektrische Beleuchtung und durch Anlage von Spielplätzen, von einem ca. 12 Hektar großen See und einer Seilbahn nach Schloß und Pension Wartenstein. R. hat eine katholische, eine reformierte und eine anglikan. Kirche. Zu den Hauptgebäuden gehören: das großartige Hotel »Quellenhof«, das Kurhaus mit Bibliothek und Konzertsaal, das Dorfbad etc. Die 1,3 km lange Alleestraße vom Dorf zum Bahnhof ist mit Villen, Gasthäusern etc. besetzt. Die malerische Lage inmitten einer herrlichen Gebirgsnatur, das treffliche Klima (Mai 13,7°, Juli 17,7°, Sept. 14°) und der reiche Komfort in Benutzung der weltberühmten Thermen bedingen eine hohe Frequenz. – Geschichtliches Interesse hat R. durch einen Sieg der Schweizer über die Österreicher im März 1446. Auf dem dortigen Kirchhof steht das Grabmal des hier verstorbenen Philosophen Schelling, vom König Maximilian II. von Bayern errichtet. Vgl. Kaiser, Die Therme von R.-Pfäfers (5. Aufl., St. Gallen 1869); v. Tschudi, R., Pfäfers etc. (das. 1870); Schädler, R.-Pfäfers (das. 1886); Cérésole, R.-Pfäfers (Zürich 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 571.
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