Rouge-et-noir

[195] Rouge-et-noir (franz., spr. rūsch-e-nŭār), »Rot und Schwarz«, ein Glücksspiel (s. d.), zu dem sechs vollständige Whistspiele, also 312 Karten, erforderlich sind. Die Zahl der Pointeure, die gegen den Bankier spielen, ist unbeschränkt. Man spielt an einem Tisch, dessen Decke in zwei voneinander durch einen Streifen getrennte Felder zerfällt, ein rotes und ein schwarzes, auf deren eins jeder Pointeur seinen Satz stellt. Bei Beginn des Spieles läßt der Bankier die sämtlichen Karten nach rechts durch die Hände der Mitspielenden gehen, von denen jeder das Recht hat, sie zu mischen. Wenn sie alle wieder bei ihm eingetroffen, mischt er sie selbst noch einmal, nimmt von dem Stoß so viel herunter, als er bequem in der Hand halten kann, und zieht mit dem Ruf: »Le jeu est fait!« eine Karte ab, die er offen mitten auf den Tisch legt. Die Karten stets in der linken Hand behaltend, fährt er fort, sie einzeln abzuziehen und sie neben der ersten auf den Tisch zu reihen, wobei er den Wert der einzelnen Karte sowie den der aufliegenden Augensumme sagt, bis diese letztere 31 überschritten und 40 noch nicht erreicht hat. Hierbei gelten die Figuren 10, die andern Karten so viel, als sie Augen haben, die Affe für 1. Die so gelegte Reihe gilt für die Pointeure des roten Feldes; nach ihr legt der Bankier in der gleichen Weise eine zweite für die gegnerische Partei. Die Pointeure derjenigen Farbe, deren Reihe der 30 zunächst steht, gewinnen ihren gemachten Satz einfach, was der Bankier mit dem Ausruf »Le rouge perd!« (oder gagne) verkündet. Derselbe zieht hierauf alle in dem verlierenden Felde stehenden Sätze ein und bezahlt die Sätze in dem andern Felde. Haben beide Reihen denselben Wert, was der Bankier durch »Après« anzeigt, so bleibt der Coup unentschieden, und die Reihen müssen von neuem gelegt werden, es sei denn, daß derselbe beiderseits 31 beträgt (refait de trente-un), in welchem Falle dem Bankier die Hälfte aller Sätze in beiden Feldern zufällt. Die gebrauchten Karten werden nicht wieder benutzt; für jeden neuen Coup werden auch neue Karten von dem Stoße des Bankiers abgezogen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 195.
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