Rumex

[260] Rumex L. (Ampfer), Gattung der Polygonazeen, meist ausdauernde, selten einjährige Kräuter, Halbsträucher oder hohe Sträucher mit bisweilen nur grundständigen, sonst abwechselnden, am Grunde oft herz- bis pfeilförmigen Blättern, häutiger, meist bald verschwindender Ochrea, aus halbquirl- oder quirlartigen Doppel wickeln gebildeten, endständigen, langen Scheintrauben und dreikantigen Nüßchen. Etwa 100 Arten, meist in den gemäßigten Regionen der nördlichen Erdhälfte. Von den bei uns wild wachsenden Arten wird R. acetosa (Sauerampfer), mit 30–60 cm hohem, kahlem oder etwas flaumhaarigem, meist einfachem Stengel und pfeil- oder spießförmigen, länglichen Blättern, auf guten Wiesen und Tristen wachsend, in einer langblätterigen (spanischen) und einer breitblätterigen Varietät (französischer Spinat, Ofeille) kultiviert. Wurzel, Kraut und Früchte wurden früher arzneilich benutzt; die Blätter dienen als kühlendes Hausmittel, auch als Zutat zu Suppen und Gemüsen und als Salat. Da sie viel saures oralsaures Kali enthalten, so bereitete man aus ihnen früher Kleesalz. R. Patientia L. (Geduldampfer, Patientiakräutlein, englischer Spinat, Gemüse-, Gartenampfer, Mönchsrhabarber, ewiger Spinat), in Mittel- und Südeuropa, Krim, Altai, Chile, ist zwei-jährig, wird 2 m hoch und entwickelt einen großen, blattlosen Blütenstand mit grünen Blütchen. Man kultiviert ihn als Gemüsepflanze besonders in England. Die Wurzel dient als Surrogat des Rhabarbers. R. acetosella L. (kleiner Sauerampfer, s. Tafel »Unkräuter«, Fig. 2), eins unsrer gemeinsten Unkräuter auf kalkfreiem Sandboden, verschwindet auf diesem nach dem Mergeln, erscheint aber sofort[260] wieder, wenn der Kalk verbraucht ist. R. alpinus L., an grasreichen, gedüngten Stellen der Alpen, Vogesen, Sudeten, im Schwarzwald, auch im Kaukasus, mit fleischigem, vielköpfigem, verzweigtem Wurzelstock, wurde im Mittelalter in Klostergärten kultiviert, um die Wurzel als Rhabarbersurrogat zu benutzen (Mönchsrhabarber, ursprünglich vielleicht die ähnliche Wurzel von R. Patientia). R. obtusifolius L., in Europa, Nord- und Mittelasien, Westafrika, im östlichen Nordamerika, auch in Cuba und Brasilien angesiedelt, liefert die bitter und adstringierend schmeckende Mergel- oder Grindwurzel (Radix Lapathi), die besonders gegen Flechten benutzt wurde. R. hymenosepalus L. wird 1 m hoch und treibt Knollen mit rotem Fleisch und bröckliger schwerer Rinde (Canaigre), die 23–33 Proz. Gerbstoff enthalten und zum Gerben benutzt werden. Seit 1896 wird diese Art in ihrem Vaterland kultiviert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 260-261.
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