Samenbau

[520] Samenbau, Anzucht und Pflege von Kulturpflanzen zur Gewinnung von Samen (vgl. Saat, Pflanzenzüchtung, Grassamenbau). Als Samenträger sind nur solche Pflanzen, welche die geschätzten Eigenschaften am stärksten zeigen, zu benutzen, und um diese Eigenschaft zu konservieren, ist namentlich auch auf Vermeidung unerwünschter Befruchtung durch Wind oder Insekten zu achten. Auf diese Weise ist die größte Anzahl unsrer Blumen-, Gemüse-, Obst- und Gehölzsorten entstanden. Zur Erziehung von Samenträgern muß die Aussaat weitläufig geschehen, die Pflanzen müssen weitläufiger als andre gesetzt werden, damit sie sich allseitig ausbilden können; zu nahrhafter Boden ist nachteilig, doch darf er auch nicht mager sein. Das Begießen findet nur während des Wachstums oder später bei großer Trockenheit statt. Der Same wird geerntet, sobald oder kurz bevor er reif wird, um das Ausfallen zu hindern. Die Früchte werden zur Nachreife lustig und trocken gelagert, dann wird der Same von ihnen getrennt, bei einigen mit Hilfe künstlicher Wärme; aus saftigen und fleischigen Früchten wird er nach Zerschneiden oder Zerdrücken der letztern losgelöst, gewaschen oder mit Sand abgerieben und an der Luft getrocknet; geflügelte Samen und solche mit wolligen Umhüllungen werden durch Maschinen, mit der Hand oder durch Werfen mit der Schaufel von ihren Anhängseln befreit. Die Samen halten sich am längsten, wenn sie in ihren Hüllen aufbewahrt werden, soweit deren Zustand es gestattet, oder in verschlossenen Gläsern, Töpfen, feinkörnige mit trocknem Sand vermischt, od. dgl. Der Aufbewahrungsort muß trocken und kühl sein; Kälte schadet dem reisen Samen nicht, wohl aber starke Wärme. Samen von Wasserpflanzen müssen in Wasser aufbewahrt werden. Im S. nimmt Deutschland den ersten Rang ein; am ausgedehntesten wird er bei Quedlinburg und Erfurt betrieben, und zwar zum großen Teil von Spezialisten, die nur gewisse Kulturpflanzen bauen. Die Samen landwirtschaftlicher Futterpflanzen werden meist von Landwirten gezogen, forstwirtschaftliche Samen sammelt man besonders in Hessen und Thüringen. Samen, die in Deutschland nicht sicher reisen, liefern das südliche Frankreich, Italien (Neapel) und Nordamerika. Vgl. W. Schulze, Gärtnerische Samenkunde (Berl. 1883); Jäger und Benary, Die Erziehung der Pflanzen aus Samen (Leipz. 1887); Henry Settegast, Die landwirtschaftlichen Sämereien und der S. (das. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 520.
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