Sangallo

[549] Sangallo, ital. Architektenfamilie. 1) Giuliano da, geb. 1445 in Florenz, gest. daselbst 1516, erbaute in Florenz die zierliche Sakristei von San Spirito, den Klosterhof von Santa Maria Maddalena de' Pazzi und den Palast Gondi, in Prato die Kirche Madonna delle Carceri, in Cajano für die Medici die Villa Poggio. Ferner war er bei den Befestigungen von Ostia tätig und schuf in Rom den Palast bei San Pietro in Vincoli und wahrscheinlich auch den Klosterhof daselbst sowie den Palazzo Alidosi (jetzt dei Penitenzieri) und erweiterte die Villa Magliana. S. verließ, bald nachdem Julius II. Papst geworden, Rom, kehrte zwar kurze Zeit zurück, ging aber dann nach Florenz. Später erbaute er die Zitadelle von Pisa. Eine Reproduktion der im Archiv von Siena vorhandenen Zeichnungen veröffentlichte R. Falb (50 Blatt, Flor. 1901). Vgl. Fabriczy, Die Handzeichnungen Giulianos da S. (Stuttg. 1902).

2) Antonio da, der Ältere, Bruder des vorigen, geb. 1455 in Florenz, gest. daselbst 1534, erbaute unter anderm in Montepulciano die Kirche Madonna di San Biagio, die Paläste Cervini, del Pecora und Nobili, in San Savino den Palazzo Comunale, in Arezzo die Kirche dell' Annunziata, in Civita Castellana die Zitadelle.

3) Antonio da, der Jüngere, eigentlich Cordiani, Neffe der vorigen, geb. 1483 in Mugello bei Florenz, gest. 1540, erbaute in Rom das Erdgeschoß der Kirche Madonna di Loreto, die Porta di San Spirito, die Kirche San Spirito, den Palast Sacchetti, den Palast Farnese (besonders schön der von Michelangelo vollendete Hof), leitete nach Raffaels Tod den Bau der Peterskirche, errichtete in Orvieto den berühmten Brunnen und war an dem Bau der Wallfahrtskirche und des Palazzo Apostolico in Loreto beteiligt. Auch als Festungsbaumeister war er in Perugia, Ancona, Parma, Piacenza etc. tätig. Vgl. Guglielmotti, I bastioni di Antonio da S. (Rom 1860) und Storia delle fortificazioni (das. 1880); Clausse, Les San Gallo (Par. 1900–02, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 549.
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