Santonīn

[592] Santonīn C15H18O3 findet sich (1,5–3 Proz.) im Wurmsamen, den Blütenköpfchen von Artemisia Cinae und wird zum größten Teil in Tschimkent dargestellt. Es bildet farb- und geruchlose Blättchen, schmeckt schwach bitter, löst sich in 5000 Teilen Wasser, in 44 Teilen kaltem, sehr leicht in kochendem Alkohol, schmilzt bei 170° und sublimiert, reagiert neutral, verbindet sich mit Basen, zersetzt Kohlensäuresalze, färbt sich am Lichte gelb, mit alkoholischer Kalilösung vorübergehend rot. Das S. ist ein Lakton, enthält aber auch eine Ketongruppe. Die Lösung in Alkalien enthält Salze der Santoninsäure C15H20O4, die farblose, am Lichte sich nicht gelb färbende Kristalle bildet. Sie zerfällt bei 120° in Wasser und S. und gibt beim Kochen mit Baryt isomere Santonsäure, beim Schmelzen mit Ätzkali Propionsäure, Dimethylnaphthol und Wasserstoff. S. wirkt in großen Dosen giftig, erregt Erbrechen, Benommenheit, anfallsweise Krämpfe, sistiert die Atmung, es erregt auch in geringen Dosen Gelbsehen, färbt den Harn grünlichgelb, bei alkalischer Reaktion rot und dient in Form von Pastillen (Santoninzeltchen) als kräftiges Mittel gegen den Spulwurm. Vgl. Wedekind, Die Santoningruppe (Stuttg. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 592.
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