Wedekind

[454] Wedekind, 1) Georg Wilhelm, Freiherr von, Forstmann, geb. 28. Juli 1796 in Straßburg, gest. 22. Jan. 1856 in Darmstadt, studierte seit 1812 in Göttingen und Dreißigacker, wurde 1816 Mitglied des Oberforstkollegiums, 1821 Oberforstrat in Darmstadt und trat 1852 in den Ruhestand. Sein Hauptwerk ist die »Enzyklopädie der Forstwissenschaft« (Stuttg. 1848). Auch gab er »Beiträge zur Kenntnis des Forstwesens in Deutschland« (mit Laurop, Leipz. 1819–21), die »Allgemeine Forst- und Jagdzeitung« (Frankf. 1847–55) und die »Neuen Jahrbücher der Forstkunde« (Mainz 1828–55) heraus.

2) Frank, Dichter, geb. 24. Juli 1864 in Hannover, lebt als Schauspieler und freier Schriftsteller meist in Berlin. Er fand mit seinem ersten Drama: »Der Schnellmaler, oder Kunst und Mammon« (Zür. 1889), wenig Beachtung, und auch sein nächstes Stück: »Frühlings Erwachen« (das. 1891; 17. Aufl., Münch. 1908), eine phantastische und grell erotische Kindertragödie, ging fast spurlos vorüber, bis sie 1906 bei der Ausführung der Kammerspiele des Deutschen Theaters in Berlin große Sensation erregte. Seine Tragödie »Der Erdgeist« (Münch. 1895, 5. Aufl. 1907), die den Fluch der Sinnlichkeit grauenhaft charakterisiert,[454] erweckte bei den nicht ganz seltenen Aufführungen in »modernen« Theatern mehr Entrüstung als Zustimmung. Ihr folgten das Kinderepos »Der Hänseken« (Münch. 1896), »Die Fürstin Russalka« (das. 1897), die Komödie »Die junge Welt« (das. 1897), der Schwank »Der Liebestrank« (das. 1899), die drei Szenen »Der Kammersänger« (das. 1899, 3. Aufl. 1900), das Schauspiel »Der Marquis von Keith« (das. 1902), die Tragödien »So ist das Leben« (1902) und »Die Büchse der Pandora« (Berl. 1904; im Deutschen Reich verboten; in neuer, zahmerer Bearbeitung, das. 1906), das Schauspiel »Hidalla« (Münch. 1904, 2. Aufl. 1906), »Totentanz« (das. 1906) und »Musik«, Sittengemälde (das. 1908). Auch gab W. Erzählungen u. d. T. »Feuerwerk« (Münch. 1906) und Gedichte u. d. T. »Die vier Jahreszeiten« (das. 1905) heraus u. a. So unverkennbar Wedekinds Talent ist, so steht doch die krankhafte Skepsis seiner Anschauungen, die zwischen Ernst und Hohn schwankende Darstellung und die große Unbeholfenheit der Technik einer entschiedenern Wirkung entgegen. Vgl. Nieten, Frank W. (Dortm. 1908).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 454-455.
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