Saponīne

[598] Saponīne, im Pflanzenreich weitverbreitete Kolloidsubstanzen, finden sich z. B. in der Wurzel des Seifenkrauts (Saponaria officinalis, Saponin), von Gypsophila Struthium (14,5 Proz.) und Polygala Senega (Senegin), in den Samen der Kornrade (Agrostemma Githago, 6,5 Proz., Githagin), in der Seifenrinde (Quillaja saponaria, 8,5 Proz., Quillajin), in Blättern von Guajacum. Die S. sind amorph, löslich in Wasser, wenig in Alkohol und Äther, leicht in verdünntem heißen Alkohol, sind farb- und geruchlos, schmecken süßlich, dann anhaltend scharf und kratzend, diffundieren wenig oder nicht, lassen sich aus ihren Lösungen zum Teil wie Eiweißstoffe aussalzen, emulgieren Fette, hindern sein verteilte Niederschläge am Absetzen, bilden mit Baryt schwer lösliche Barytsaponine, auch schwer lösliche Verbindungen mit Bleiacetat. Die Zusammensetzung der S. entspricht der Formel C10H2n-10O18 oder CnH2n-8O10, auch gibt es Stoffe von der Formel C17H26O10 (Sapotoxine). Die S. reagieren neutral, zersetzen sich beim Erhitzen und werden durch verdünnte Säuren in Sapogenin C14H22O2 und Zucker gespalten. Die Lösung der S. schäumt wie Seifenlösung (noch in 10,000facher Verdünnung), und deshalb werden saponinhaltige Substanzen, zum Teil seit dem Altertum, zum Reinigen von Geweben benutzt, z. B. Quillajarinde, Seifenwurzel, Indianerseife (Früchte von Sapindus saponaria), Meerbohnen (Entada Pusaetha), das Struthion der Alten (Herba Lanariae), Tatarenseife (Lychnis chalcedonica) etc. Die Schaumbildung benutzt man auch, um Schaumweinen und Brauselimonaden eine zarte Schaumkrone zu verleihen, die nach dem Ausgießen noch einige Zeit sichtbar bleibt. Verdünnte Saponinlösungen werden bei innerlicher Darreichung zeitweise, zum Teil in größern Mengen ohne Schaden vertragen, sie wirken anregend auf die Magendarmschleimhaut (Albizzia anthelmintica dient als Wurmmittel), auf die Schweiß- und Speicheldrüsen und die Nieren. Dagegen sind fast alle S. bei direktem Eintritt ins Blut giftig, einige sogar sehr erheblich. Die S. erregen als Staub heftigstes Niesen und reichliche Schleimabsonderung in der Nase, anhaltendes Kratzen, Räuspern, Speichelfluß, heftige Bindehautentzündung. Unter die Haut gespritzt machen die S. sehr starke Schmerzen und lokale Anästhesie, sie wirken als Protoplasmagift, zerstören Muskel-, Nerven- und Schleimhautzellen, besonders die roten Blutkörperchen, und können durch Kollaps den Tod herbeiführen. Mehrere S. enthaltende Pflanzenteile werden als Fischgift benutzt. Vgl. Köhler, Die lokale Anästhesierung durch Saponin (Halle 1873); Kobert, Beiträge zur Kenntnis der Saponinsubstanzen (Stuttg. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 598.
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