Schleimfluß

[842] Schleimfluß, s. Blennorrhöe. – S. der Bäume, eine an Baumwunden, bisweilen auch an scheinbar unverletzten Stämmen hervorquellende, schaumartige, gärende Masse, die von Pilzelementen und Bakterien erfüllt ist. Im weißen S. von Eichen, Birken, Weiden, Pappeln etc. tritt anfangs ein mycelbildender Askomyzet (Endomyces Magnusii) auf; später wird die Hauptmasse des gärenden Schaumes von den Sproßzellen der Eichenhefe (Saccharomyces Ludwigii) gebildet, die Alkoholgärung hervorrufen. Wesentliche Ursache des Schleimflusses ist eine in kugeligen Zooglöen auftretende Bakterienart (Leuconostoc Lagerheimii), die unter der Baumrinde sich ausbreitet und die Gewebe oft bis auf das Holz zerstört. Die besonders bei feuchter Witterung stark um sich greifende Krankheit beraubt die Baumstämme auf größere Strecken der Rinde, die gelockert und zerfasert wird; sie kehrt an einem infizierten Baum oft jahrelang wieder und kann zuletzt sein völliges Absterben herbeiführen. Durch den gärenden S. angelockte Insekten tragen zur Verschleppung der Krankheit bei. Der weiße Milchfluß zeigt sich als ein milchweißer, oft handhoher Schleimüberzug auf den Stümpfen frisch gefällter Birken oder Hainbuchen und wird von Endomyces vernalis bewohnt. Bisweilen ist der Schleim rosenrot gefärbt (Rotfluß) und enthält dann den unvollständig bekannten Rhodomyces dendrorhous. Im braunen S., der an lebenden Apfelbäumen, Roßkastanien, Birken, Pappeln, Ulmen u.a. bisweilen großen Schaden anrichtet und das Holz unter Buttersäurebildung zersetzt, wuchern zahlreiche Mikrokokken (Micrococcus dendroporthos) in Gesellschaft eines braungefärbten Fadenpilzes (Torula monilioides).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 842.
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