Schlingbeschwerden

[868] Schlingbeschwerden (Dysphagie), die Folge sehr mannigfaltiger Krankheitszustände der Rachengebilde und des Schlundkopfes, auch der Speiseröhre bis zum Magenmund hinab. Am häufigsten werden S. veranlaßt durch die entzündliche Anschwellung der in der Rachenhöhle gelegenen Gebilde, besonders der Mandeln und des Gaumensegels mit dem Zäpfchen, sowie auch durch die Entzündung und Geschwürbildung im Bereich des Kehlkopfes und der Luftröhre (bei Schwindsüchtigen). Alle Geschwülste und entzündlichen Zustände der Speiseröhre, wie solche z. B. durch Verschlingen zu heißer Speisen, ätzender Substanzen (Schwefelsäure, Ätzkalilauge etc.) erzeugt werden, sind mit S. verbunden. Zuweilen beruhen die S. auf einem Krampf der Rachenmuskeln, z. B. bei der Hundswut. Auch Lähmung der Muskulatur des Rachens (s. Schlingen) ist notwendigerweise mit Unvermögen zum Schlingen verbunden. Die Bedeutung der S. ist nach den Ursachen sehr verschieden. S., die auf entzündlichen Zuständen der Rachengebilde und der Speiseröhre beruhen, hören mit dem Ablauf der Entzündung von selbst auf, während die auf narbiger Verengerung, auf krebsiger Entartung der Speiseröhre oder auf Lähmung des Schlundes beruhenden mit großen Beschwerden verbunden sind und wenig oder keine Hoffnung auf Heilung oder erhebliche Besserung geben. Ost sind die Kranken zum Hungertod verurteilt, wenn es nicht gelingt, durch Schlundröhren nährende Flüssigkeiten oder durch Einführung von Dauerkanülen feste Nahrungsmittel einzuführen. Verengerungen, die durch Hinabschlucken ätzender Flüssigkeiten, z. B. von Schwefelsäure, entstanden sind, lassen durch Einlegen von Schlundsonden allmähliche Erweiterung der Speiseröhre (z. B. durch Einführung allmählich größer werdender eiförmiger Elfenbeinkörper) Hoffnung auf Wiederherstellung.[868]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 868-869.
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