Schnaase

[912] Schnaase, Karl, Kunstschriftsteller, geb. 7. Sept. 1798 in Danzig, gest. 20. Mai 1875 in Wiesbaden, studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte, war 1819–25 in Königsberg und Danzig als Jurist tätig und begann auf einer Reise nach Italien sich Kunststudien zu widmen. 1826 ward er Assessor in Königsberg, 1829 Rat beim Oberlandesgericht in Marienwerder, dann Prokurator am Landgericht in Düsseldorf, wo er an dem neuerwachenden Kunstleben lebhaftesten Anteil nahm. 1848 ward er als Obertribunalsrat nach Berlin berufen, legte diese Stelle aber 1857 nieder, um nur seinen Studien zu leben. 1858 gründete er mit Grüneisen und Schnorr von Carolsfeld das »Christliche Kunstblatt«, verweilte 1865 und 1866 in Rom und siedelte 1867 nach Wiesbaden über. Neben seinen »Niederländischen Briefen« (Stuttg. 1834), in denen er zum erstenmal von seiner philosophisch-historischen Kunstanschauung Zeugnis gab, sowie vielen kleinern Schriften und Aufsätzen weist ihm insbes. sein Hauptwerk, die »Geschichte der bildenden Künste« (Düsseld. 1843–64, 7 Bde.; 2. Aufl. 1865–79, 8 Bde.), eine epochemachende Bedeutung in der Entwickelung der modernen Kunstwissenschaft zu. S. hat zuerst gezeigt, wie die Kunst eines Volkes aus der allgemeinen Beschaffenheit des Klimas, des Bodens, der Sitte und Gewohnheit sich entwickelt, und damit eine Grundlage für die geschichtliche Darstellung der allgemeinen Kunstentwickelung geschaffen. Seine Marmorbüste wurde in der Säulenhalle des Neuen Museums zu Berlin aufgestellt. Vgl. Lübke, Karl S. (Stuttg. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 912.
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