Scopolamīn

[227] Scopolamīn (Hyoscin) C17H21NO4, Alkaloid, findet sich im Samen des Bilsenkrauts (Hyoscyamus niger), in Blättern von Duboisia myoporoides, in [227] Scopolia atropoides, in der Wurzel von Atropa Belladonna und Datura strammonium, bildet farblose Prismen, löst sich in Wasser, sehr leicht in Alkohol und Äther, schmilzt bei 59°. Das Hydrobromid C17H21NO4.HBr+3H2O bildet tafelförmige Kristalle, ist leicht löslich in Wasser, verwittert bei 20–30°, schmilzt bei 187° und spaltet sich beim Kochen mit Barytwasser in Scopolin C8H13NO2 und Tropasäure C9H10O3. S. wirkt mydriatisch, auch lähmend auf andre in glatten Muskeln (Darm, Blase, Uterus) endigende Nerven, auf die Hemmungsapparate im Herzen (Pulsbeschleunigung) und auf alle Drüsensekretionen, auf das Zentralnervensystem vorwiegend betäubend. Man benutzt das bromwasserstoffsaure Salz bei motorischen Reizungserscheinungen, bei Augenleiden, als Beruhigungsmittel für Geisteskranke, bei Schlaflosigkeit und gegen Nachtschweiße der Schwindsüchtigen. Mit Morphium benutzt man es zur Erzeugung von Narkose für Operationen und zur Erzeugung eines Dämmerschlafes bei Entbindungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 227-228.
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