Seeschwalbe

[272] Seeschwalbe (Sterna L.), Gattung der Schwimmvögel aus der Familie der Seeschwalben (Sternidae), mittelgroße oder kleine, schlank gebaute Vögel mit kopflangem, geradem Schnabel, kleinen, niedrigen, vierzehigen Füßen, kurzen, oft tief ausgeschnittenen Schwimmhäuten, ziemlich scharfen Krallen, sehr langen, schmalen, spitzigen Flügeln und mittellangem, gegabeltem Schwanz. Die Raubseeschwalbe (Wimmermöwe, Kreischmöwe, S. caspia Pall, s. Tafel »Schwimmvögel III«, Fig. 3), 52 cm lang, 130 cm breit, mit starkem, langem, rotem Schnabel, glänzendweiß, auf dem Oberkopf schwarz, auf dem Mantel hell graublau, findet sich an den dänischen und schwedischen Küsten, am Mittelmeer, von den Sundainseln bis Australien und Neuseeland, in Afrika und Nordamerika, bewohnt namentlich die Küsten oder größere fischreiche Ströme und Seen, brütet im Juni auf Sylt, erscheint an den deutschen Küsten im April und August auf dem Zuge, verirrt sich bisweilen ins Binnenland und geht im Winter nach Nordafrika und, dem Laufe der Ströme folgend, bis ins Innere des Weltteils. Sie nährt sich hauptsächlich von Fischen, jagt aber auch auf Strand- und Wasservögel und frißt die Eier der am Strande brütenden Vögel. Sie ist vorsichtig, kampflustig, fliegt vortrefflich, nistet in Scharen nahe dem Wasser und legt in eine Vertiefung im Sande 2–3 gelbliche, grau gefleckte und gezeichnete Eier, die ihres Wohlgeschmacks halber von den Küstenbewohnern gesammelt werden. Die Flußseeschwalbe (Flußschwalbe, Rohrschwalbe, Spirer, Schnirring, Tänner, Fischmeise, S. hirundo L.), 40 cm lang, 82 cm breit, mit dünnem, etwas bogenförmigem, ziemlich kurzem Schnabel, sehr niedrigen, kurzzehigen Füßen und tief gegabeltem Schwanz, ist der vorigen ähnlich gefärbt, aber auf der Unterseite grau und an den Füßen rot, befindet sich in Europa, dem gemäßigten Asien und Nordamerika an Flüssen und Seen, auch an der Küste, weilt bei uns von April oder Mai bis Juli oder August und streicht im Winter südwärts bis Indien, Afrika und Brasilien, fliegt ungemein schnell, nährt sich von kleinen Fischen, Fröschen und niedern Tieren, nistet auf niedrigen Inseln oder Uferbänken, auch an der Küste und hier gesellig, und legt in eine Vertiefung im Sand Ende Mai 2–3 braungelbe, violett oder schwarzbraun gefleckte Eier, die von beiden Geschlechtern in 16–17 Tagen ausgebrütet, in den Mittagsstunden aber der Sonnenwärme überlassen werden. Zwergseeschwalbe (S. minuta L.). 22 cm lang, 50 cm breit, mit verhältnismäßig starkem, etwas kurzem, wachsgelbem, an der Spitze schwarzem Schnabel und seicht gegabeltem Schwanz, an Stirn, Unterseite und Steuerfedern weiß, Oberkopf und Nacken schwarz, Mantel und Flügelfedern aschgrau, bewohnt Binnengewässer und die Küste in Europa südlich vom 60.° nördl. Br., in Nordafrika, Südwestasien und Nordindien, weilt in Norddeutschland vom Mai bis August, in Süddeutschland viel länger, ist ungemein lebhaft und schnell, nährt sich von kleinen Fischen etc. und nistet im Mai und Juni auf kiesigen Stellen in kleinen Vertiefungen ohne Auskleidung und legt 2–3 rostgelbe, grau, violett und tiefbraun gezeichnete Eier (s. Tafel »Eier II«, Fig. 15), die beide Geschlechter in 14–15 Tagen ausbrüten. – Schwarze S., s. Wasserschwalbe.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 272.
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