Solferīno

[578] Solferīno, Dorf in der ital. Provinz Mantua, Distrikt Castiglione delle Stiviere, auf dem Plateau südlich vom Gardasee, 7 km westlich vom Mincio gelegen, hat eine Pfarrkirche (San Niccolò) des 14. Jahrh. mit berühmtem Turm, Reste eines Schlosses der Herzoge von Mantua (Turm mit weiter Aussicht) und (1901) 861 (als Gemeinde 1338) Einw. –

Kärtchen zur Schlacht bei Solferino (24. Juni 1859).
Kärtchen zur Schlacht bei Solferino (24. Juni 1859).

S. war ehemals Sitz eines Fürstentums und ist geschichtlich bekannt durch den entscheidenden Sieg, den hier 24. Juni 1859 die verbündeten Franzosen und Sardinier über die Österreicher erfochten. Die Österreicher hatten 21. Juni 1859 ihren Rückzug hinter den Mincio beendigt, am 23. aber, nachdem der Kaiser, dem Heß zur Seite trat, den Oberbefehl übernommen, mit 160,000 Mann wieder den Vormarsch in die Lombardei begonnen. Auf diesem trafen sie 24. Juni früh auf die gleichfalls vormarschierenden Alliierten (140–150,000 Mann). Es entspann sich nun eine Reihe von Einzelgefechten ohne Entscheidung, bis die Franzosen unter Baraguay und Napoleon selbst gegen 10 Uhr einen energischen Angriff auf S., den Mittelpunkt und Schlüssel der österreichischen Ausstellung, unternahmen und dieses nach hartnäckigster Verteidigung um 21/2 Uhr erstürmten, während etwa gleichzeitig Mac Mahon San Cassiano nahm. Da ein Angriff Wimpffens auf den französischen rechten Flügel von Niel zurückgewiesen wurde, traten die Österreicher 41/2 Uhr den Rückzug an, den ein starkes Gewitter mit Wolkenbruch verhüllte. Die[578] Sardinier hatten mittlerweile versucht, in der schmalen Ebene zwischen dem Nordabfall des Hügellandes und dem Südufer des Gardasees gegen Peschiera vorzugehen. General Benedek drängte sie jedoch bis Rivoltella zwischen Desenzano und Sermione zurück und stellte sich auf dem Plateau von San Martino auf, das gegen N. und W. steil abfällt; alle Anstrengungen der Sardinier, diese feste Stellung zu erstürmen, scheiterten. Erst am Abend trat auch Benedek zögernd den Rückzug an. Die Schlacht von S. war sehr blutig. Der Gesamtverlust der Österreicher belief sich auf 22,350 Mann; die Franzosen verloren gegen 12,000, die Piemontesen 5500 Mann. Den Gefallenen ward hier 1870 ein Denkmal errichtet. Die Gebeine der Gefallenen wurden unter dem Chor der Kapelle von S. beigesetzt; mit den Schädeln sind die Wände der Apsis bekleidet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 578-579.
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