Solvay

[587] Solvay (spr. ßóllwē), Ernest, Industrieller, geb. 16. April 1838 in Rabecq bei Brüssel, studierte in Lüttich, wurde 1860 zweiter Direktor der Gasanstalt einer Vorstadt Brüssels und erfand hier den Ammoniaksodaprozeß. 1863 gründete er seine erste Sodafabrik in Couillet bei Charleroy und in der Folge weitere Fabriken in Frankreich, England, Deutschland, Rußland, Österreich-Ungarn, Nordamerika. Die Zentralleitung der Werke der Gesellschaft Solvay u. Co., die 60 Proz. der gesamten Sodaproduktion liefern, befindet sich in Brüssel, wo S. auch Laboratorien für reine und angewandte Chemie und Versuchsstationen gegründet hat. S. errichtete auch Fabriken zur elektrolytischen Darstellung von Chlorkalk und zahlreiche Koksöfen zur Gewinnung von Ammoniak. S. war 1893–1900 Mitglied des belgischen Senats. Er schuf in Brüssel als wissenschaftliche Lehr- und Studienanstalten ein physiologisches und ein soziologisches Institut, die Ecole de commerce und die Ecole des Sciences politiques et sociales. Letztere bildet eine Fakultät der Brüsseler Universität und zerfällt in drei Sektionen, die Section des sciences politiques, die Section des scienses économiques und die Section des scienses sociales. Die Ecole de commerce soll angehende Industrielle, Kaufleute etc. nach Absolvierung einer Handelsschule weiter ausbilden und verleiht einen akademischen Grad, den des Ingénieur commercial. Die beiden zuerst genannten Institute veröffentlichen Travaux de l'Institut de Physiologie und de Sociologie, größere Arbeiten bilden die Bibliothèque de l'Institut de Sociologie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 587.
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