Stämpfli

[844] Stämpfli, Jakob, schweizer. Staatsmann, geb. 22. Febr. 1820 zu Janzenhaus bei Büren im Kanton Bern. gest. 15. Mai 1879 in Bern, arbeitete zunächst in der Gerichtskanzlei Büren, studierte dann in Bern die Rechte, wurde 1844 Advokat, nahm 1845 am zweiten Freischarenzug gegen Luzern teil und trat als Redakteur der »Berner Zeitung«, des Organs der radikalen Partei, in Opposition zu der liberalen Regierung. Durch die hauptsächlich auf sein Betreiben erfolgte Verfassungsrevision von 1846 gewann er neben Ulrich Ochsenbein (gest. 1890) die leitende Stellung im Kanton. Im August 1846 in den Regierungsrat berufen, übernahm er die Finanzen und führte direkte Besteuerung, Aufhebung der Zehnten und Grundzinsen sowie die Zentralisation des Armenwesens durch. 1849 wurde er Regierungspräsident, mußte aber 1850 beim Sturz der radikalen Partei ins Privatleben zurücktreten. 1849 von seinem Kanton in den schweizerischen Nationalrat gewählt, dem er 1851 präsidierte, wurde er, nachdem er eben infolge der Fusion der beiden bernischen Parteien wieder in die Regierung des Kantons getreten war, im Dezember 1854 an Stelle Ochsenbeins in den Bundesrat berufen. 1856, 1859 und 1862 Bundespräsident, nahm er in der Neuenburger wie in der Savoyer Frage eine energische Stellung ein und erfreute sich deshalb außerordentlicher Popularität. 1863 schied er aus dem Bundesrat, um die Leitung der sogen. Eidgenössischen Bank zu übernehmen. 1872 wurde er vom Bundesrat zum Mitgliede des internationalen Schiedsgerichts in der Alabamafrage ernannt. 1884 wurde ihm in Bern ein Denkmal errichtet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 844.
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