Stelzen

[925] Stelzen, hohe Stangen mit Trittklötzen in bestimmter Höhe, mit denen man, auf den Klötzen stehend und an den Stangen sich festhaltend, sehr große Schritte machen kann. Sie sind ein gymnastisches Belustigungsmittel und dienen einer Art Sport, während eine andre Art S., die ungefähr eine Elle hoch und oben so breit sind, daß sie an die Fußsohle festgeschnallt oder gebunden werden können, besonders von den Äquilibristen zum Stelzentanz benutzt werden. Beide Arten sind in Marschländern sehr gebräuchlich, um sumpfige oder überschwemmte Stellen zu durchschreiten, namentlich in Ostasien und im französischen Departement der Landes, woselbst die Schäfer sich den ganzen Tag auf ihren S. bewegen. Zu Namur fand früher alljährlich zum Karneval ein zweistündiger Kampf zwischen zwei Armeen auf S. statt. Die S. scheinen ursprünglich dem Gebiete des Kultus und der Mystik anzugehören, indem sie dazu dienten, den Träger größer und damit auch furchtbarer erscheinen zu lassen. Sie berühren sich hierin mit dem Kothurn. Im Uda-Bund im Mündungsgebiet des Ogowe erhöht der Darsteller des Waldgeistes seine Gestalt in dieser Weise; bei den Wayao, Makonde und Makua im Süden Deutsch-Ostafrikas treten maskierte Stelzentänzer bei den Mannbarkeitsfesten auf. Ähnliches mag auch anderswo der Fall gewesen sein, doch sind die S. nach dem Abkommen der alten Bräuche zum Spielzeug herabgesunken, wie z. B. auf den Markesas, oder zum Gerät der Gaukler geworden, wie in Ostasien und Europa.[925]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 925-926.
Lizenz:
Faksimiles:
925 | 926
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika