Stilĭcho

[36] Stilĭcho, röm. Feldherr und Staatsmann, Sohn eines im römischen Heere dienenden Wandalen, aber selbst ganz römisch gebildet, schwang sich durch Mut, Einsicht und Treue unter Kaiser Theodosius I. zu den höchsten Stellen empor und wurde von diesem zum Gemahl seiner Nichte und Pflegetochter Serena und zum Vormund seines Sohnes Honorius erwählt, der 395 als elfjähriger Knabe die Herrschaft des weströmischen Reiches antrat. S. zwang 396 den Westgotenkönig Alarich, das von ihm verwüstete Griechenland zu räumen, und drängte ihn 403 durch zwei Siege bei Pollentia und Verona aus Italien; als 405 oder 406 ein großes Heer deutscher Völker unter Radagaisus von neuem in Italien eindrang, wurde dieses bei Fäsulä von ihm eingeschlossen und fast vernichtet. Dagegen vermochte er nicht, Gallien gegen die Wandalen und Alanen zu schützen und Britannien, wo sich Constantinus zum Gegenkaiser erhoben hatte, zu unterwerfen. Unterhandlungen mit Alarich stellte die nationalrömische Partei als eine Schmach für das Reich dar, und ihren Ränken gelang es, S. zu stürzen; mit Genehmigung des Kaisers wurde er 408 in Ravenna ermordet, der letzte Schild Roms gegen die drohenden Germanen, die noch in seinem Todesjahre vor den Mauern Roms erschienen. Vgl. R. Keller, S. oder die Geschichte des weströmischen Reichs 395–408 (Berl. 1884); Th. Mommsen, S. und Alarich (»Gesammelte Schriften«, Bd. 1, das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 36.
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