Strahlbildung

[90] Strahlbildung, die eigentümliche Erscheinung, daß sich bewegte Flüssigkeiten oder Gase durch eine ruhende hindurchbewegen können, ohne scheinbar diese mitzunehmen, wie man in Anbetracht der starken Reibung erwarten sollte. So scheint der Luftstrahl eines Lötrohrs sich gewissermaßen ein Loch durch die Flamme zu bohren, während diese völlig ruhig aufsteigt. Die Täuschung kommt dadurch zustande. daß die den Strahl umgebenden Schichten von diesem mitgerissen und sofort durch neue ersetzt werden, die senkrecht zur Strahlrichtung nachdringen. Erst an den Stellen, an denen sich die Geschwindigkeit infolge des Mitreißens der ruhenden Schichten genügend ermäßigt hat, breitet sich die Bewegung aus, der Strahl löst sich in Wirbelringe auf, wie z. B. bei stark rauchenden Schornsteinen oder beim Ausströmen von Dampf.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 90.
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