Sulfonāl

[195] Sulfonāl (auch Acetondiäthylsulfon) (CH3)2.C(SO2.C2H5)2 entsteht aus Acetonmerkaptol (CH3)2C (SC2H5)2 durch Behandeln mit Kaliumpermanganat und aus Äthylidendiäthylsulfon durch Behandeln mit Natronlauge und Methyljodid, bildet farb-, geruch- und geschmacklose Kristalle, löst sich schwer in Wasser, leichter in Alkohol und Äther, schmilzt bei 126° und siedet bei 360°. Es dient als schlafbringendes Mittel und übertrifft Morphium und Chloral in mancher Hinsicht, da es deren nachteilige Wirkung auf Puls, Atmung und Körpertemperatur nicht teilt. Nur bei längerer Benutzung wirkt es schädlich. Bei Schlaflosigkeit durch fieberhafte Krankheiten, welche die Anwendung von Morphium oder Chloral ausschließen, leistet S. ausgezeichnete Dienste, ebenso besonders bei Schlaflosigkeit aus nervösen Ursachen, bei Geisteskrankheiten und bei Kindern. Der Schlaf tritt erst nach einer halben bis ganzen Stunde ein, aber er ist tief, dauert 6–8 Stunden, und Nebenwirkungen, wie Kopfschmerz etc., treten selten ein. Bei der Anwendung empfiehlt sich möglichst viel warmes oder alkoholisches Getränk. Bei Schlaflosigkeit durch heftige Schmerzen, Hustenreiz, Atemnot ist die Wirkung unsicher. S. wurde von Baumann entdeckt und 1888 von Kast in den Arzneischatz eingeführt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 195.
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