Vitex

[196] Vitex L. (Mönchspfeffer, Müllen, Gewürzmüllen), Gattung der Verbenazeen, kahle, behaarte oder filzige Bäume und Sträucher mit gefingerten, sehr selten einfachen Blättern, in blattwinkelständigen Zymen oder endständigen, traubigen oder rispigen Blütenständen stehenden Blüten und aus einem einzigen vierfächerigen Stein bestehender Steinfrucht. Über 60 Arten in den wärmern Gegenden beider Erdhälften, wenige in den gemäßigten Teilen Europas und Asiens. V. agnus castus L. (Keuschbaum, Schafmüllen, Keuschlamm, Abrahamsbaum), ein 2–3 m hoher, buschiger Strauch mit langgestielten, gefingerten Blättern und hellvioletten Blütenrispen, wächst im Mittelmeergebiet und bis Mittelasien am Meeresstrand und in feuchten Niederungen, riecht stark gewürzhaft, und die Samen schmecken bitterlich, pfefferartig scharf. Sie wurden seit alter Zeit als Gewürz, wie noch jetzt in den Klöstern des Orients, benutzt. Sie sollen, wie alle Teile des Baumes, den Geschlechtstrieb mäßigen, und wurden deshalb als Amulett getragen. Die atheniensischen Frauen legten während des Festes der Thesmophorien Zweige dieses Strauches in ihre Betten und bestreuten mit den Blättern ihre Sitze. Die Vestalinnen trugen Zweige des Keuschbaumes in den Händen, und Hera soll unter einem solchen Strauch geboren sein. Die biegsamen Zweige wurden bei Römern und Griechen zu Kränzen benutzt und dienen noch jetzt zu Flechtwerk, Körben etc. Mehrere Arten der Gattung liefern Nutzhölzer, unter anderm V. altissima L. fil. (Myrole, Mibella), eins der wertvollsten Bau- und Nutzhölzer Indiens, V. littoralis A. Cum., auf Neuseeland, das dunkelbraune, äußerst harte und dauerhafte Puririholz, V. geniculata Blanco, auf den [196] Philippinen, das geschätzte strohgelbe schwarze Molaveholz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 196-197.
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