Wogūlen

[714] Wogūlen, ein zu den Ugriern gehöriges Jägervolk, am nächsten verwandt den Ostjaken, mit denen sie sich auch gemeinsam Manjsi nennen nach dem Fluß Man, dem Schauplatz der wogulischen Sintflut. Die W., früher weiter nach Westen und S. verbreitet, sind zumeist an der Konda ansässig, gehen aber ostwärts bis Irtisch, Tawda und Tura, westwärts bis Kama in den Gouvernements Perm und Tobolsk, im N. bis zur Soswa und im S. bis zur Loswa und Tschussowaja. Ahlquist nimmt für das gesamte Volk etwa 7000, Rittich für Europa 2000 Seelen an; sie gehen beständig zurück, zum Teil durch Mischung mit den Russen. Neben Jagd treiben sie etwas Ackerbau, Fischfang, Pferde- und Renntierzucht. Mittelgroß, haben die W. schwarze oder helle Haare, breite, nicht abgeplattete Nasen, doch keine mongolischen Gesichtszüge. Obschon seit einem Jahrhundert Christen, verharren sie doch noch vollständig im Schamanismus. Ihre Sprache gehört der finnisch-ugrischen Gruppe des uralaltaischen Sprachstammes an und ist nahe mit dem Ungarischen, am nächsten mit dem Ostjakischen verwandt. Grammatik und Wörterbuch derselben in ungarischer Sprache veröffentlichte Paul Hunfalvy (Pest 1872), »Wogulische Sprachtexte nebst Entwurf einer wogulischen Grammatik« Ahlquist (hrsg. von Wichmann, Helsingf. 1894), eine Sammlung wogulischer Volksdichtungen MunkacsyVogul népköltesi gyüjtemény«, Budap. 1892–93). Genauer erforscht wurden die W. 1843–45 durch den Ungarn Anton Reguly, 1855 durch den Finnen Ahlquist, 1889 durch Munkacsy und Papay. Vgl. Ahlquist in »Mélanges russes«, Bd. 3 (Petersb. 1865) und Unter den W. und Ostjaken (Helsingf. 1883); Reguly, Land und Volk der W. (ungar., Pest 1864); Hunfalvy, Die Völker des Urals (ungarisch, Budap. 1888); Patkanow, Essai d'une statistique et d'une géographie des peuples palaeoasiatiques de la Sibérie (Petersb. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 714.
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