7. Gattung: [91] Nebria Latr.

Dammläufer. Von Leistus durch einfache O.-und UKf. und von Pelophila durch einen Skutellarstreif der Fld. und 9 Streifen auf denselben verschieden. Mittelgrosse, flinke Laufkäfer mit herzförmigem Hsch. und langen dünnen B. Sie kommen an fliessenden Gewässern des Gebirges und der Ebene und an[91] Schneerändern der Alpen unter Steinen vor; nur eine Art (brevicollis) lebt auch in Gärten an feuchten Orten, wenn ein Bach in der Nähe sich befindet.

Die Larven sind denen der Leistus ähnlich, aber gedrungener gebaut; der K. weniger entwickelt, auch der Thorakalring weniger langgestreckt und die Cerci reichlicher beborstet. Die Larve von brevicollis wurde von Blisson in Frankreich beobachtet; sie bewohnt Felder und Gärten und gräbt sich an festgetretenen Stellen zu Ende des Winters in etwa 30–36 Stunden nachts einen etwa 4 cm tiefen, meist schräg nach unten laufenden Gang, dessen Eingang mit Erde verstopft wird. In der am Ende angebrachten Höhlung verpuppt sie sich Ende Februar und kommt in 18–20 Tagen als Käfer zum Vorschein.


1'' Fld. mit deutlichen, stumpf verrundeten Schultern, Basis auf dem kurzen, eingeschobenen Zwischenraume in der Nähe des Sch. mit einem eingestochenen Punkt. Fl. vorhanden. Episternen der HBr. viel länger als breit.


Untergattung: Nebria s. str.


2'' OSeite der Tr. kahl. Der Basalrand und die SR.- Kante der Fld. verbinden sich an den Schultern im Bogen1.

3'' Fld. mit gelbem Aussen-R., 8. Zwischenraum an den Seiten viel breiter als die andern und in der Mitte mit einer zarten Punktreihe

livida L.

3' Fld. einfarbig dunkel; der 8. Zwischenraum so breit als die übrigen, ohne Punktreihe.

4'' 3.–5. Sternit jederseits der Mitte mit 2–6 borstentragenden Punkten. Körper grösser; Fld. am 3. Zwischenraum ohne eingestochene Punkte.

5'' Schwarz, der K. und die Spitze des Hlb. rostrot, F., Ts. und B. rotgelb,

picicornis Fabr.

5' Schwarz, die St. mit rostroter Medianmakel, die F. vom 5. Gliede an bräunlich, die Tr. rostrot. Manchmal fehlt die rote StMakel und die F. sind dunkel: v.nigricornis Villa

Jokischi Strm.

4' 3.–5. Sternit jederseits in der Mitte nur mit einem Borstenpunkte. Körper kleiner, Fld. am 3. Zwischenraum mit mehreren eingestochenen Punkten. K ohne rote StMakel

Gyllenhali Schönh.

2' OSeite der Tr. einzeln fein behaart. Der Basalrand und die SR.-Kante der Fld. stossen an den Schultern im scharfen Winkel zusammen. SR. des Hsch. vorne nur mit einem Borstenpunkt. (Helobia Steph. Dan.)

brevicollis Fabr.

1' Fld. oval, mit abgerundeten Schultern; Körper ungeflügelt. Episternen der HBr. kurz. (SR. des Hsch. bei den deutschen Arten vorne mit 2–5 Borsten.)

6'' OSeite der Tr. mit einzelnen weichen, schräg abstehenden Haaren besetzt.


Untergattung: Alpaeus Bon.


7'' Fld. an der Basis am 2. Streifen, in der Nähe des Sch. mit einem deutlichen grösseren Porenpunkt; Basalrand aussen kein scharfes Zähnchen bildend. Dahli Strm.

7' Fld. an der Basis in der Nähe des Sch. ohne grösseren Porenpunkt; Basalrand aussen ein scharfes Zähnchen bildend. Erstes FGlied an der Aussen-S. mit 2–3 borstentragenden Punkten besetzt

Hellwigi Panz.

6' OSeite der Tr., mit Ausnahme der Terminalborsten, kahl.


Untergattung: Oreonebria Dan.


Fld. an der Basis in der SchNähe ohne Porenpunkt, Basalranduug aussen kein Zähnchen bildend; erstes FGlied aussen vor der Spitze mit einem borstentragenden Punkte

castanea Bon.


1. Nebria livida L. (sabulosa F.). Gross, schwarz; Hsch. mit Ausnahme eines Querstreifens am V.- und HR., die Seiten der Fld. breit, bei v. lateralis Fbr. viel schmäler gelb gesäumt; die Epipleuren, der Mund, die Ts., F. und B. rotgelb. Ausgezeichnet durch die Färbung und den breiten 8. Zwischenraum der Fld., der in der Mitte eine feine Punktreihe besitzt. 14–16 mm.


[92] An den grösseren Flüssen Deutschlands im feuchten Sande unter Steinen, jedoch nur in der Ebene. Die var. lateralis vorzüglich an der Nord- und Ostsee, aber auch im Elsass, Westfalen und Thüringen; nicht häufig. – T. 8, Fg. 1, Fg. 2: v. lateralis.


2. Nebria picicornis Fbr. (erythrocephala Strm.). Gross, schwarz; der K. und die Spitze des Bauches rostrot; Mund, F. und B. rotgelb; Fld. mit furchig vertieften Punktstreifen. 15–17 mm.


Im südlichen Deutschland, in der Rheinprovinz selten, häufiger in Schlesien. In der Ebene; im Juni an Flussufern unter Steinen. – T. 8, Fg. 3.


3. Nebria Jokischi Strm. Schwarz, glänzend; die St. mit rostroter Makel, die F. vom 5. Gliede an braun, Tr. rötlich; Fld. ziemlich lang und parallel, im dritten Zwischenräume ohne eingestochene Punkte; K. und Hsch. schmal. 13–15 mm.

Die Rasse nigricornis Villa, aus den Sudeten, hat ganz dunkle F., breiteren, an den Seiten stärker gerundeten Hsch., breiter abgesetzten Rand desselben und etwas kürzere und breitere Fld.


Im höheren Gebirge an schnellfliessenden Bächen unter Steinen von Mai bis August; in Bayern, den Gebirgen Schlesiens, den Beskiden und Sudeten. – T. 8, Fg. 4: in nat. Gr. u. vergr.


4. Nebria Gyllenhali Schönh. Ganz schwarz, nur die Tr. manchmal rostfarbig; St. ohne roten Medianfleck; Fld. im 3. Zwischenräume mit mehreren grösseren Punkten. Bei der v. rufescens Ström. (arctica Dej., hyperborea Gyll.) sind die Fld. und zum Teil die B. rostbraun: auf der Schneekoppe nicht selten. Bei v. Balbii Bon. (nivalis Heer), aus dem Riesengebirge, sind das 1. FGlied und die B. rot; v. Gerhardti Gabriel vereinigt die Färbung der Fld. von rufescens, mit jener der B. von Balbi. 9–12 mm.


Im höheren Gebirge in Gesellschaft der vorigen in Nord- und Mitteleuropa bis zur Schneegrenze reichend, häufig. Die Varietäten seltener; v. Gerhardti wurde aus der hohen Tatra beschrieben. – T. 8, Fg. 5: in nat. Gr. u. vergr. Fg. 6: v. arctica.


5. Nebria (Helobia) brevicollis F. (cursor Bedel). Pechschwarz, die Epipleuren des Hsch. und der Fld. sowie die Spitze des Hlb. braunrot, F., Ts., Schn. und Tr. rostrot. Hsch. stark quer, herzförmig, Fld. mit tiefen, kerbartig punktierten Streifen. 9–14 mm.


In ganz Deutschland in der Ebene und im Hügelland, an feuchten, humusreichen Orten nicht selten. – T. 8, Fg. 7: a Larve, b K. derselben von unten, c Käfer (7 nat. Gr.), d K., e OL., f OKf., g UKf., h UL., i Fl.


6. Nebria (Alpaeus) Dahli Strm. Schwarz; K. mit rostroter StMakel; die F., Ts., Schn. und Tr. braunrot; das 3. und 4. FGlied meistens etwas angedunkelt. Von der vorigen Art durch abgerundete Schulterwinkel leicht zu unterscheiden. 11–14 mm.


Nach Schilsky kommt diese Art in Württemberg vor, was mir zweifelhaft erscheint. Sie bewohnt Illyrien und die Balkanhalbinsel, wo sie in den Gebirgswäldern zwischen dem abgefallenen Laube läuft. – T. 8, Fg. 8: in nat. Gr. u. vergr.


7. Nebria (Alpaeus) Hellwigi Panz. Länglicher und schlanker als die vorigen, schwarzbraun, unten heller braun; K. mit rostrotem Scheitelflecken, der Mund, die F. und B. braunrot; bei der var. fuscipes Schaum der Mund, die F. und Schl. pechbraun. K. gross, wenig schmäler als der Hsch.; dieser herzförmig, Fld. lang oval, bei der typischen Form im dritten Zwischenraum ohne, bei v. stigmula Dej. gewöhnlich mit 4 eingestochenen Punkten. 10 bis 13,5 mm.


Im ganzen Alpenzuge von Oesterreich bis Tirol, im Kalk- und Urgebirge hochalpin unter Steinen; nach Schilsky auch in Bayern und Württemberg. – T. 8, Fg. 9.


8. Nebria (Oreonebria) castanea Bon. (ferruginea Bon.). Klein, länglichoval, pechbraun, oft rotbraun oder schwarzbraun, auf dem Scheitel heller; die F., Ts. und B. braunrot. Die var. brunnea Duftsch. unterscheidet sich von der [93] Stammform durch hellere Färbung und feiner punktierte Streifen der Fld. 7–11,5 mm.


Im ganzen Alpengebiete verbreitet, unter Steinen am Rande von Schneefeldern, häufig. Duftschmied beschrieb die v. brunnea aus den schlesischen Gebirgen; nach Sturm käme die ferruginea in Oesterreich.-Schlesien vor, was wohl sicher auf einem Irrtum beruht; doch ist sie auch auf den schlesischen Gebirgen nicht wiedergefunden worden. 2 castanea, die aus dem Böhmerwalde stammen sollen, wurden mir vor kurzem von Dr. Pečirka zur Bestimmung vorgelegt.

Fußnoten

1 Nur bei N. Gyllenhali in sehr stumpfem Winkel.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1908, S. 94.
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