Neuschütz, Frl. Anna Therese

[86] Neuschütz, Frl. Anna Therese, frühere Adresse: Grossbothen in Sachsen, wurde am 28. September 1864 als die Tochter eines Pfarrers zu Wolkenstein, im sächsischen Erzgebirge, geboren. Als sie sieben Jahre zählte, starb ihr Vater plötzlich und ihre Mutter zog wieder nach ihrer Vaterstadt Leisnig. Hier besuchte Anna die erste Bürgerschule. Von frühester Kindheit an kränklich, regte sich in ihr der Hang zur Einsamkeit, zum Träumen und Fabulieren. Diese unliebsame Neigung suchte man vergeblich zu bekämpfen, indem man ihr trotz allen Sträubens die Nadel in die Hand zwang. Inzwischen gestaltete sich ihr schmerzhaftes Leiden bis zur Unerträglichkeit. Sie hatte ihre Tage meistens auf dem Krankenlager verbracht und selten schreiben können. Auf ärztlichen Rat hätte sie jede geistige Anstrengung unterlassen[86] müssen, allein sie war gezwungen, den Kampf ums Dasein zu führen und dann giebt gerade diese Thätigkeit ihrem öden Leben einigen Inhalt. A. N. beschäftigt sich ausserdem noch mit Krustiermalerei. Ihre Umgebung steht ihren Bestrebungen völlig gleichgültig gegenüber und will sie ihre Gedanken zu Papier bringen, so geschieht es meistens in der Nacht. Und trotz alledem neigt sie mehr dem Humor zu. Sie schrieb bisher eine Anzahl Humoresken, von denen eine, »Ein loser Streich«, 1891 mit ihrer Genehmigung dramatisiert wurde. Ferner einen Roman: »Im Complott.« Ein paar grössere Märchen hat sie liegen, die sie noch nirgends anbot. Ein Schwank: »Die Unbemannten«, geht seiner Vollendung entgegen, und einen Roman: »Pastors Gretchen«, sowie die Erzählung: »Aus dem Leben einer alten Jungfer«, hat sie seit längerer Zeit unter der Feder; sie hofft sie beide im Laufe des Jahres vollenden zu können.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 86-87.
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