Werchota, Frl. Anna

[423] *Werchota, Frl. Anna, Wien VII, Westbahnhof, Administrationsgebäude, geboren 18. August 1853 in Kaiserberg, Steiermark. Ihr Vater war Rentbeamter und wurde bald nachher nach Schloss Greifenberg in die Hinter-Radmer versetzt. Hier verbrachte A. W. zumeist ihre Jugend und sammelte im innigsten Verkehr mit dem schlichten armen Gebirgsvolke jene Eindrücke, Lieder und Sagen, die für sie heute die unerschöpfliche Quelle echter waldfrischer Volksdichtungen bilden. Nach dem Tode ihrer Mutter wurden die Kinder, es waren deren acht, die alle nur eine mangelhafte Erziehung genossen hatten, in alle Winde zerstreut und es begann auch für Anna der bittere, harte Kampf ums Dasein. Nach Wien verschlagen, fristete sie, ohne Sprach- und Musikkenntnisse, durch Erziehung von Kindern auf das Kümmerlichste das Dasein. Während dieser Jahre voll Entbehrungen und Kränkungen, in welchen sie den Leidenskelch der Armut zur Neige leeren musste, war die künftige Volksdichterin jedoch unerlässlich bestrebt, durch eigene Kraft sich höher auszubilden. Mehrere dichterische Versuche in hochdeutscher Sprache brachten wenig Erfolg, umso grösser war jedoch der Freundeskreis, den ihre ersten in der »Blauen Donau« in Wien veröffentlichten, im steirischen Dialekt geschriebenen Erzählungen fanden. Nun war Werchota auf dem rechten Boden angelangt, auf welchem ihre Eigenart zur vollsten Geltung kommen konnte. Das Büchlein hat der Volksdichterin eine Anstellung bei der General-Direktion der österreichischen Staatsbahnen vermittelt, welche ihr jedoch hinreichend Musse gewährt, ihr Talent weiter zu entwickeln.

‒ G'schichten ans 'n Groben aussa. Erzählgn., Gedichte u. Sagen in steir. Mundart. 8. (186) Graz 1890, »Leykam«. 1.50

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 423.
Lizenz:
Kategorien: