Allȳl

[340] Allȳl (Chem.), C6H5, Radical, welches sich im Knoblauchöl, Senföl u. mehreren Derivaten dieser Körper, z.B. dem Sinapolin, Sinamin, dem Thiosinamin etc. findet; entsteht durch Einwirkung von Natrium auf Allyljodür u. bildet eine flüchtige, ätherartige, nach Rettig riechende Flüssigkeit von 0,689 spec. Gew., welche bei 59° siedet u. mit stark leuchtender Flamme brennt. Allylhydrat (Allyl- od. Aceylalkohol), C6H6O2, entsteht bei der Einwirkung von [340] Ätzkali auf essigsaures od. benzoësaures Allyl; eine leicht bewegliche, stechend riechende Flüssigkeit, die sich mit Wasser in allen Verhältnissen mischt u. bei 103° siedet. Allyloxyd (A- od. Aceyläther) durch Zersetzung von A-jodür mit Quecksilberoxyd erhalten, siedet zwischen 85 u. 88° u. riecht durchdringend rettigähnlich. Allyljodür, C6H5J, ist identisch mit der Verbindung, die durch Einwirkung von Jod auf Propylen, C6H6 erzeugt wird. Allylsulfuret (Schwefelallyl, Knoblauchöl), C12H10S2, findet sich in dem ätherischen Öle, das man bei der Destillation der Blätter u. Samen mehrerer Cruciferen u. Asphodeleen mit Wasser erhält. Es ist namentlich in dem Öle der Knoblauchzwiebeln, den Blättern von Alliaria offic. u. des Krautes u. den Samen von Thlapsi arvense enthalten, man erhält das A-Sulfuret auch auf künstlichem Wege, wenn man Senföl mit Einfach-Schwefelkalium behandelt od. Senföl mit Kalium erhitzt; es ist eine farblose Flüssigkeit, leichter als Wasser, stark lichtbrechend, unverändert destillirbar, wenig löslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol u. Äther; rauchende Salpetersäure verwandeltes in Oxalsäure. Allylsulsocyanür (Schwefelcyanallyl, Senföl), C8H5NS2, bildet den Hauptbestandtheil des Senföls, Meerrettigöls u. Löffelkrautöls; es entsteht auch künstlich, wenn man den Niederschlag, welcher durch Quecksilberchlorid in einer weingeistigen Lösung von S-Allyl entsteht, mit Cyanquecksilber destillirt; es ist ein farbloses, scharf schmeckendes Öl von äußerst durchdringendem, zu Thränen reizendem Geruch; siedet bei 143°; löst sich in kleiner Menge in Wasser, in allen Verhältnissen in Alkohol u. Äther; auf der Haut bildet es Blasen; es löst in der Wärme Schwefel u. Phosphor auf. An der Luft wird es nach u. nach gebräunt. Mit Ammoniakgas zusammengebracht, bildet es Thiosinamin (s.d.); durch Oxydation mit Chromsäure bildet es Essigsäure u. Propionsäure. Bleioxydhydrat bildet damit Sinapolin (s.d.). Erhitzt man es mit Einfach-Schwefelkalium, so erhält man Schwefelcyankalium u. Knoblauchöl.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 340-341.
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