Antipoden

[572] Antipoden, 1) (v. gr.), Gegenfüßler, Menschen, die auf entgegengesetzten Theilen der Erdkugel unter entgegengesetzten Meridianen u. Parallelen wohnen, also mit den Füßen gegen die diesseitigen Füße stehen u. um die Hälfte eines größten Erdumkreises (180°) von einander entfernt sind. Sie haben stets entgegengesetzte Tageszeiten (die Einen Mittag, wenn die Anderen Mitternacht), u., mit Ausnahme derer in der Nähe des Äquators, auch entgegengesetzte Jahreszeiten. Deutschlands A. sind die Südseeinsulaner. Schon vor Cicero kannte man A.; allein die Kirchenväter eiferten dagegen, weil die Idee nicht mit den Worten der Schrift stimmte (vgl. Virgilius, Erzb. von Salzburg), bis durch Umsegelung der Erde aller Zweifel darüber aufhörte. Dagegen sind: Periöci (Nebenbewohner), Erdbewohner unter demselben Meridian, auf demselben Halbkreise zwischen den Polen, in entgegengesetzter Richtung gleich weit vom Äquator entfernt, also unter gleichem Breitegrade, doch die Einen nördlicher, die Anderen südlicher Breite; diese haben stets entgegengesetzte Jahres-, aber gleiche Tageszeiten. Deutschlands Periöci würden tief unter das Capland fallen. Antöci (Gegenbewohner), die unter entgegengesetzten Meridianen, also 180 Längengrade von einander, aber auf derselben Seite des Äquators (nördlich od. südlich) unter demselben Breitengrade wohnen; sie haben entgegengesetzte Tages-, aber einerlei Jahreszeiten. Deutschlands Antöci wohnen in NAmerika; unter dem Äquator sind A. u. Antöci einerlei. Synoci (Zusammenwohner), die unter einem Himmelsstriche wohnen. Diese Eintheilung der Erdbewohner soll sich von dem rhodischen Mathematiker Geminos, etwa 70 Jahr v. Chr., herschreiben; 2) Widersacher. Daher Antipodisch, gegenfüßlerisch, von entgegengesetzter Meinung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 572.
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