Avernus

[98] Avernus (gr. Aornos, d.i. Vogelloser, weil seine Ausdünstung die über ihn wegfliegenden Vögel tödten sollte), See nördlich von Cumä in Unter-Italien, an der Bai von Bajä u. Puteoli, etwa 700 Schritte vom Meere entfernt, welcher den Krater eines ausgebrannten Vulcans füllte u. an einigen Stellen bis 180 Fuß tief war; Wälder von Cypressen, hohe Felsen u. mephitische Dünste machten ihn grauenvoll, so daß man, bes. seit Virgilius, welcher den Äneas dort in die Unterwelt steigen läßt, den Eingang ins Unterreich bei demselben annahm. Daher wurde später ein Nekyomanteion an demselben errichtet, wo, bei einem abgeschlachteten Opfer herausgerufene Geister künftige Schicksale verkünden sollten; s.u. Puteolanus sinus. In den Höhlen ringsum sollten die alten Cimmerier[98] gewohnt u. auch die Cumanische Sibylle gehaust haben. Der See verlor seine Schauer dadurch, daß Agrippa die Wälder lichten ließ; Coccejus baute unter Kaiser Nerva den noch als Grotta di Sibilla vorhandenen aber zum Theil verschütteten Tunnel. Der See heißt noch jetzt Lago d' Averno (Lago di Tipergola).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 98-99.
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