Babis

[117] Babis, muhammedanische Sekte in Persien, deren Gründer nach Einigen der Mullah Sadik, Sohn des Dschafar al Bakir, ist, nach welchem sie auch Bakirija od. Dschafariga heißen, nach Anderen ein gewisser Bab, der, um 1835 als Prophet auftretend, auf Befehl des Schahs erschossen wurde. Muthmaßlich ist Sadik u. Bab ein u. dieselbe Person, indem Sadik bei seinem Auftreten als Prophet seinen ursprünglichen Namen ablegte u. sich Bab, d.i. Papa, Vater, od., nach einer anderen Version, Bab, die Pforte (nämlich zur himmlischen Seligkeit) nannte. Die Glaubenslehre, zu der die B. sich bekennen, soll in dem sogenannten Himmlischen Buche, als dessen Besitzer sich Sadik ausgab, enthalten sein, über den Inhalt desselben ist jedoch nichts bekannt geworden. Das Entstehen der Sekte, die in einigen Gebräuchen von den orthodoxen Muselmanen abweicht, im Allgemeinen aber an den Lehren Muhammeds festhält scheint mehr politische als religiöse Gründe zu haben, denn ihre Hauptbestrebung ist gegen die Fremden u. die durch den Einfluß derselben bewirkten Neuerungen im Staats- u. Religionswesen gerichtet. Auch soll der Sturz der Kadscharen-Dynastie u. die Erhebung des Hauses Sefi auf den Persischen Thron das vornehmliche Ziel sein, worauf sie lossteuern. Als der Stifter 1835 erschossen wurde entflohen seine treuesten Anhänger nach Sengian, wo sie um 1850 ausgerottet wurden. Gleichwohl erhielt sich ein zahlreicher Stamm, u. von B. wurde 1852 das Attentat auf den regierenden König von Persien gemacht, u. trotz der grausamsten Martern, welche in Folge davon über die Sekte verhängt wurden, hat dieselbe an Ausbreitung gewonnen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 117.
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