Babylonischer Thurm [1]

[121] Babylonischer Thurm, nach 1. Mos. 11, 1_–9 u. den Historikern Abydenos u. Eupolemos, der Thurm, welchen die Nachkommen Noahs im Lande Sinear so hoch bauen wollten, daß die Spitze bis zum Himmel reichen sollte, um die Zerstreuung zu verhindern. Gott aber, dem dies Unternehmen mißfiel, weil er wollte, daß zur Füllung der Erde die Menschen sich zerstreueten, brachte Uneinigkeit unter die Bauenden, indem er ihre Sprache verwirrte. Deshalb unterblieb der Bau, sie zerstreueten sich nach verschiedenen Richtungen, u. bildeten so verschiedene Sprachen aus; s.u. Sprache. Den Thurm machen die Talmudisten 70 Meilen hoch, orientalische Traditionen 10,000 Klaftern; Andere nur 25,000 Fuß u. ließen 1 Mill. Menschen 12 Jahre daran arbeiten. Zu Babylon befand sich wirklich ein großes thurmähnliches Gebäude, dessen viereckige Basis 1000 Schritte im Umfang gemessen haben u. in 8 Stockwerken 623 F. hoch gewesen sein soll. Das oberste Stockwerk war ein Tempel des Baal mit goldnem Tisch u. prächtigem Polster. Hier wurden astronomische Beobachtungen angestellt. Im untersten Stock stand eine 12 Fuß hohe goldne Bildsäule des Gottes, die Xerxes wegnehmen ließ. Die Wände waren mit Sculpturen bekleidet; die Treppe führte von außen hinaus. Nach Einigen ließ Xerxes den Thurm einreißen, nach Andern verfiel er später. Noch jetzt sind die Überreste davon in dem ungeheuern Steinhaufen Birs Nimrud, dessen Seiten genau nach den Himmelsgegenden gerichtet sind, übrig; diese Ruinen zeigen noch 3 von den alten 8 Absätzen u. halten 35 Fuß, das Material, woraus er gebaut war, sind Backsteine; sie liegen indessen westlich des Flusses, während die Alten ausdrücklich sagen, daß der Thurm östlich lag. Die Reisenden Rich, Schubert, Ker Porter, Oppert untersuchten die Bauart dieser Ruinen näher; der Letztere hält die Ruinen für solche einer Tempelstadt u. mit Borsippa (s.d.) identisch. Ath. Kircher, Turris Babel, Amst. 1679, Fol.; Hezel, Gedanken über den babylonischen Thurmbau, Hildb. 1778.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 121.
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