Bretspiel [1]

[297] Bretspiel, 1) 8–12 Zoll im Quadrat großes Bret zu verschiedenen Spielen; gespielt wird darauf entweder mit Figuren, wie beim Schach, od. mit Steinen (Bretsteinen) aus Holz, Elfenbein od. auch Metall geformter Scheiben, deren eine Hälfte dunkel, die andere licht gefärbt ist. Die obere Seite des Bretes ist in 64 Quadrate (Felder) so getheilt, daß in den, sowohl der Länge als der Quere nach gebildeten 8 Reihen immer ein schwarz od. dunkel gefärbtes Feld mit einem weißen od. lichten abwechselt. Auf der unteren Seite (dem Boden) sind 3 sich einander einschließende, einander parallele Vierecke gezeichnet, die in der Mitte mit Strichen unter sich verbunden sind u. zum Mühlenspiele dienen. Bei den zum Zusammen- u. Aufschlagen eingerichteten B-en sind auf den beiden inneren Flächen auf jeder 6 pyramidenförmige Figuren eingezeichnet, welche zum Puff- od. Toccategli- od. Triktrakspiel dienen. – Schon die Alten kannten u. spielten das B.; das Spielbret hieß bei den Römern Alveus od. Tabula (s.u. Würfeln); sie spielten darauf die Alea u. den Ludus calculorum od. latronum. Das griechische B. hieß Diagrammismus (s.d.). Herodot erzählt, daß es die Lydier zur Zeit einer Hungersnoth erfunden hätten, indem sie einen Tag gegessen, den anderen gespielt hätten; Lactantius nennt den Palamedes als Erfinder. Die Mühle ist nach dem Labyrinth der Alten gebildet u. ein schon früh bekanntes Spiel. Auch die Inder, Perser, Chinesen kennen es. Über die ungeheure Quantität Getreide, die man gebrauchen würde, wenn man 1 Korn auf das 1., 2 auf das 2., 4 auf das 3. Feld des B-es u. so in geometrischer Progression fortrechnet, s.u. Schach. 2) Das Spiel selbst, welches mit Bretsteinen auf dem B-e gespielt wird, doch nur als Collectivbenennung, so Damenspiel, Mühle, Puff, Toccategli, Triktrak, s.d. a.; 3) s.u. Kegelspiel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 297.
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