Coloquinten

[280] Coloquinten (Colocynthides, Cucumis od. Fructus colocynthidis), die Früchte von Cucumis colocynthis; kugelrund, Anfangs grün, dann gelblich, faustgroß, mit dünner, häutiger Schale, weißem, schwammigem Mark. Sie kommen, gewöhnlich von der äußeren Schale befreit u. getrocknet, von Alexandrien u. Aleppo in den Handel. Der bittere Stoff, der sich namentlich im Marke der C. (Pulpa colocynthidis) findet, das Coloquinthenbitter od. Colocynthin, stellt man durch Extraction des Markes mit Wasser dar, es bildet eine hellbraune spröde Masse, ist in Alkohol u. Äther löslich u. schmeckt äußerst bitter. Das Mark wurde sonst als drastisches Purgirmittel häufig verordnet, wird aber jetzt, wegen der Leibesschmerzen, die es erzeugt, u. heftiger Wirkung nur selten verordnet; dann gewöhnlich als zubereitete C. (Colocynthides praeparatae), 3 Th. Mark mit 1 Th. Tragantschleim od. arabischem Gummi; Dose: 1/4–5 Gran. Dieselben in Kügelchen od. Täfelchen geformt, Coloquintenkügelchen, sind die Trochisci alhandal (vgl. Alhandal). Aus dem Mark wurde ehemals Coloquintenextract (Extractum colocynthidis) durch Ausziehen mit Weingeist u. Wasser bereitet, u. daraus, od. aus dem Mark, mit Zusätzen, Coloquintenpillen (Pilulae coloc.). Coloquintenöl (Oleum coloc.), durch Kochen u. Zusatz von Wermuth u. Rautenöl bereitet, dient, äußerlich auf den Unterleib gerieben, gegen Würmer. Colocuintentinctur (Tinct. coloc.), durch Digestion von 1/2 Unze Mark, 1/2 Quentchen Fenchel mit 6 Unzen rectificirtem Weingeist erhalten; in mehreren Fällen, in Lähmungszuständen u. auch innerlich tropfenweise, od. auch eingerieben, wirksam befunden, auch kräftiges harntreibendes Mittel. Auch Thierärzte brauchen C-tinctur als Purgirmittel. Schwarzfärber wenden sie für seidene Zeuge an, obgleich kein Färbestoff darin ist, sondern nur die Farbebrühe dadurch schleimiger wird. Eine Abkochung der C. ist ein gutes Mittel zur Vertreibung der Wanzen, wenn man die Fugen der Betten, Bilderrahmen u. dgl. damit bestreicht od. noch besser abbrühet. Auch zur Abhaltung der Mäuse von dem Benagen der Tapeten wird C. gebraucht; man versetzt den Kleister, welcher zum Aufkleben der Tapeten benutzt wird, mit C-pulver, etwa 1 Loth auf 1 Pfund Kleister. Die C-kerne benutzt man zu Armbändern für Damen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 280.
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