Fenchel

[183] Fenchel, 1) (Foeniculum vulgare s. officinale), Gattung aus der Familie der Doldengewächse; der Stängel an der Basis stielrund, Blattlappen linealpfriemlich, verlängert, Dolden dreizehn- bis zwanzigstrahlig, ohne Hülle, Blumenblätter rundlich, einwärts gerollt, gelb; Frucht fast stielrund, in zwei Theilfrüchtchen sich trennend, welche fünf stumpf gestielte Riesen u. einstriemige Thälchen haben; auf Felsen am Adriatischen Meere u. auf steinigen Hügeln im Littorale, in Untersteyermark, der südlichen Schweiz u. dem Oberelsaß, auch in England u. am Kaukasus. Er wird aber auch in Deutschland auf Feldern u. in Gärten angebaut u. kommt daselbst auch verwildert vor. Varietäten: Süßer F. (F. dulce), mit großen weißen Samen, u. Azorischer (Italienischer) F. (F. vulgare, F. [183] azoricum), mit sehr kurzem, fleischigem, zartem, 4–5 Zoll breitem Stängel. Der F. verlangt einen tiefen, humosen Boden; den einjährigen Samensäet man im April in ein Gartenbeet u. versetzt dann die Pflanzen, wenn sie 3–4 Zoll hoch sind, 1 Fuß weit von einander entfernt, am besten in Reihen, damit man ihn später mit Schaufelpflug u. Pferdehacke bearbeiten kann. Trockene u. strenge Fröste wirken nachtheilig auf den F. ein. Im Herbst muß man die noch nicht ganz abgestorbenen Stängel abschneiden u. im Frühjahr bearbeitet man das Fenchelfeld. Im zweiten u. dritten Jahre trägt der F. den meisten Samen. Die Dolden schneidet man nach u. nach ab, so wie sie reisen, was man an der gelben Farbe erkennt, u. hängt sie zum Trocknen gn einen lustigen, sonnigen Ort u. reibt dann den Samen aus. Nach dem dritten Jahre artet der F. leicht aus. Der F. wird bes. des Fenchelsamens (Semen foeniculi) wegen gebaut; dieser ist graugelb, eiförmig, auf der gewölbten Seite gestreift, von anisartigem, süßem, gewürzhaftem Geschmack: enthält Schleim u. viel ätherisches Öl, wird hin u. wieder ins Brod gebacken, od. grün auch mit kleinen Gurken eingelegt; bes. als auswurfbefördernd u. blähungtreibend, zum Pulver; od. als Zusatz zu theeartigen Aufgüssen u. Decocten verwendet, auch mit Zucker überzogen; Fenchelliqueur über ihn abgezogen. Das durch Destillation desselben gewonnene ätherische Fenchelöl (Ol. foeniculi) ist farblos od. gelblich, angenehm süßich, von 0,997 spec. Gew., gerinnt unter 10° zu einer festen Masse, aus welcher durch Auspressen das Fenchelstearopten (s.d.) erhalten wird, welches schwerer als Wasser, in diesem schwerer löslich ist, als das Eläopten. Nach C. G. Lehmann wird auch das aus den Samen vom Gemeinen Dill (Anethum graveolens) Fenchelöl genannt. Durch Zusammenreiben von 1 Theil Öl mit 12 Theilen Zucker wird der Fenchelölzucker (Elaeosaccharum foeniculi) hergestellt. Durch Abziehen von Wasser über Fenchelsamen wird das häufig angewendete, nach F. riechende u. schmeckende Fenche (öl aufgelöst enthaltende Fenchelwasser bereitet. Noch dienen die jungen Keime als Beisatz zu Salaten, auch die klein geschnittenen Blätter mit Essig als Gewürz. Vom Italienischen F. werden in Italien die Stängel wie Edivien gebraucht u. mit Mehl, Essig u. Pfeffer als Salat verspeist. 2) Chinesischer od. Moskowitischer F., so v.w. Sternanis, s.u. Anis 2.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 183-184.
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