Bett [1]

[691] Bett, 1) Ruhelager; 2) bes. eigene Vorkehrung zu einer weichen Lagerstätte, namentlich für den nächtlichen Schlaf u. für Kranke od. zur körperlichen Erholung. Eigen bereitete B-en waren schon den ältesten Hebräern bekannt. Die B-en der Griechen bestanden in einer, auf kurzen Pfosten od. Füßen (Hermines) stehenden Bettstelle (Demnion); zu unterst legte man starke Decken (Koea), darauf weiche, wollene Decken (Tapetes), darüber schöne, gefärbte, kostbare Decken (Rhegea); zum Zudecken bediente man sich großer, dichter, auch gefärbter, sonst als Mäntel gebrauchter Tücher (Chlainai). Kopfkissen (Proskephalaia) u. Betttücher (Ephaplomata) wurden erst später u. letztere nur von Weibern gebraucht. Das B. der Römer (Lectus cubicularis) war hoch, u. man mußte auf Bänken in dasselbe steigen; die B-stellen der Reichen waren mit Elfenbein, Silber, Gold, Edelsteinen etc. verziert; sie waren mit Decken u. Kissen ausgestattet u. standen in einem besonderen Schlafzimmer (Cubiculum). Im Mittelalter ward es unter den höheren Ständen Sitte, daß ganze Familien, wohl auch mit Gästen, in Einem großen B. schliefen; selbst Könige (Franz I. in Frankreich) gaben Vasallen dadurch einen Beweis ihrer Gunst, daß sie auf gemeinschaftlichem Lager mit ihnen schliefen. In neuerer Zeit ist das Schlafen auf B-en, die durch Ausstopfen von B-indelten mit Federn zubereitet sind, im nördlichen Europa allgemeine Sitte geworden. In engerem Sinne wird auch nur ein Federbett, od. vielmehr eine Zusammenfügung mehrerer (Gebett) mit Zubehör zu einer Lagerstätte ein B. genannt u. als Zubehör eines solchen gefordert: eine Bettstelle, ein hölzernes od. eisernes Gestell, das sich meist auf 4 Füßen über den Boden erhebt (fußlose heißen Bettladen), u. von dem meist die hölzernen aus zernehmbaren Stücken, Bettpfosten (1 Unter-, 1 Ober-, 2 Seitenstücken) bestehen; diese werden am besten durch eiserne Haken an einander befestigt. Der Boden bei hölzernen B-stellen wird aus zusammenpassenden Bretern (Bettbretern) od. auch eingelegten Latten od., wie auch bei eisernen, aus Gurten (Bettgurten, daher solche B-en Gurtbetten) gebildet. Auf den B-boden kommt zunächst eine Unterlage von gröberem Material, gewöhnlich Stroh (Bettstroh), meist Gersten- od. Haferstroh, welches entweder in einen leinenen Sack (Bettsack, Strohsack) gefüllt ist, od. uneingefaßt in das B. gelegt u. mit einem groben leinenen Tuch (Strohtuch) bedeckt wird; dann, als eigentliches Gebett: Unterbett, einfach od. mehrfach; Pfühle, unter dem Kopf u. zu Füßen; Oberpfühl mit Überzug als Kopfkissen u. Oberbett (Deckbett, Zudecke), ebenfalls mit Überzug; hierzu noch Betttuch zur nächsten Unterlage für den Körper, an manchen Orten aber auch ein gleiches zur unmittelbaren Bedeckung des Körpers unter dem Deckbett. Bei diesen Federbetten sind die Federn, gemeiniglich Gänsefedern, in sackförmigen, wohlzugenähten, vorher aber (damit sie die feinen Federn nicht durchlassen) mit Seife u. Wachs bestrichenen Bettindelten (Indelten) von gestreiftem Barchent od. von Federleinwand eingeschlossen. Die zu Kopfkissen u. Deckbetten dienenden werden außerdem noch mit einem ebenfalls sackförmigen, am offenen Ende mit Bändern zum Zubinden versehenen, weißen od. buntgestreiften Bettüberzug von Leinwand od. Baumwollenzeug überzogen. Diese Überzüge mit dem B-tuch bilden zusammen die Bettwäsche od. das Bettzeug. An der Stelle der B-tücher sind Unterlagen von gegerbtem Leder, bes. Hirsch- od. Elennshaut, da von Vortheil, wo man bei längerem Liegen, bes. in Krankheiten, Reibungen u. Hautentzündungen von leinenen Tüchern befürchtet. In Frankreich, England u. ganz SEuropa u. in neuerer Zeit auch in Deutschland, schlafen die Reicheren auf Matratzen, die von B-zwillich gefertigt, mit Pferdehaaren od. Seegras gestopft u. dann durchnäht sind. Sie haben zur Unterlage unter den Kopf meist Keilkissen, ebenfalls mit Pferdehaaren gestopft, in Form eines Dreiecks gefertigt, über die meist noch ein Kopfkissen mit Federn gestopft kommt. Diese Matratzen werden[691] auf Gurtbettstellen gelegt, od. liegen zuweilen auf einer 2. Matratze, welche Spiralfedern enthält. Zum Zudecken braucht man dazu durchnähte u. gesieppte Couverts (Decken), von Seide od. baumwollenem Zeug, mit Watte gefüllt, od. wie meist in Frankreich u. England, baumwollene breite Decken, nach Art der Pferdedecken, die zwischen 2 B-tüchern liegen. Luxusbeigabe ist es, wenn die Seitenumgebungen des B-lagers als Betthimmel in die Höhe steigen, u. wenn Vorhänge von da herabgehen (Bettgardinen), wodurch die Lagerstätte zum Himmelbett od. Vorhangsbett wird. In diesen B-en hängt zuweilen an dem Himmel eine starke Schnur mit Quaste zum Anfassen, um sich daran in die Höhe zu heben (Aufheber Bettaufheber, Betthalter). Die B-en sind entweder nur für Eine Person eingerichtet (einschläfriges od. einmännisches B.), od. für 2, mit doppeltem Kopfkissen (zweischläfriges od. zweimännisches B.). In Frankreich u. vorzüglich in England sind die gewöhnlichen B-en so breit, wie in Deutschland die zweimännischen. Man hat verschiedene Arten, die B-en den Wohnungen zu accommodiren, so Schlafsophas, breite Sophas, wo der Sitz (od. das Rückkissen) zugleich als Matratze, die Seitenkissen als Kopfkissen dienen, u. wo die B-tücher u. Zudecken in einem Fache unter dem Sopha verwahrt werden; zuweilen ist die Seitenlehne des Sophas auch zum Aufklappen, um eine Seite desselben länger zu machen. Um Raum zu sparen, gibt man den B-stellen zuweilen auch die Form eines Tisches (Betttisch), welcher (meist in Gesindestuben) aus 2 durch eiserne Bänder verbundenen Hälften besteht, die aus einander geschlagen eine Bettlade darbieten, zusammengefügt aber u. durch Haken verbunden einen Tisch, in dessen Innern des Tags über die Betten verwahrt werden. Auch hat man bei armen od. mit dem Raum ihrer Wohnung beschränkten Familien Bettschränke, wo die B-en wie die Koyen in Schiffen 2–4 über einander angebracht sind. Bettbänke sind längliche Bänke, die gewöhnlich zum Sitzen, mit aufgelegten B-en aber zum Schlafen dienen; sie haben gewöhnlich eine Erhöhung auf einer schmalen Seite für das Auflegen von Kopfkissen. Kinderbetten sind mit eigenen Seitenbretern, die zur Seite eingeschoben werden u. zuweilen durchbrochen sind (Gitterbetten), versehen. Die B-en müssen, nachdem Jemand, der darin geschlafen hat, aufgestanden ist, sogleich wieder durch Aufschütteln der. Ober- u. Unterbetten, durch Legen derselben in die gehörige Lage, Ausstreichen des B-tuchs etc., in Ordnung gebracht werden (Betten). Ebenso müssen die B-en von Zeit zu Zeit der frischen Luft u. der Sonne ausgesetzt werden, um die von ihnen aufgenommenen Ausdünstungen herauszubringen. Über das gemachte B. wird in wohlhabenden Hauswirthschaften noch eine besondere Überdecke (Couverture) von Seide, Barchent u. dgl. gebreitet, s. Bettdecke 1). In diätetischer Hinsicht soll das B. bei Erwachsenen weder zu weich, noch zu hart, weder zu kühl, noch zu warm sein; am besten ist Roßhaarmatratze mit Federunterbett; die Decke soll leicht sein, die Kopfkissen eher kühl, bei Kindern z.B. mit Roßhaaren. Je jünger ein Kind ist, um so weicher soll das B. sein. Nie soll das B. für zwei Personen dienen, nur ganz kleine Kinder, Neugeborene od. Schwächliche, liegen zweckmäßig, zumal im Winter, bei ihrer Mutter od. Amme im B., dürfen aber nie mit alten od. kränklichen Personen in einem B. schlafen. Das B. sollte am Kopf immer etwas höher sein, wenigstens bei Erwachsenen, u. zumal bei Vollblütigen. Die Stellung des B-es wähle man so, daß das Fensterlicht nicht in die Augen fällt u. der Körper nicht von Zugluft getroffen wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 691-692.
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