Condor [2]

[350] Condor (Sarcoramphus Gryphus Dumer., Vultur Gr. Lin., Kondur, Greifgeier), ein geierartiger Raubvogel aus der Gattung der Kronengeier, die sich durch durchgehende Nasenlöcher u. einen fleischig knorpeligen Stirnkamm der Männchen von den Geiern der alten Welt unterscheiden. Der C. ist ein großer u. kräftiger Vogel mit sehr starken Fußwurzeln; doch hat man in früheren Zeiten die Größe dieses Vogels gar sehr übertrieben; er ist selten größer als der Lämmergeier, also nicht über 4 Fuß lang, u. seine Flügel klaftern nicht über 13 Fuß; seine Farbe ist blauschwarz mit flaumigem, weißem Halskragen u. zum größten Theile weißlichen Flügeln; das Männchen hat außer seinem großen Stirnkamme noch Fleischlappen unter der Kehle, wie der Haushahn; im Jugendkleide ist der Vogel aschgrau u. ohne Kragen. Dieser Vogel bewohnt die Anden Südamerikas, nahe der Schneegrenze, fliegt zuweilen bis über 20,000 Fuß über der Meeresfläche, so daß er eine Fläche von 10,000 QM. überschauen kann u. in kurzer Zeit alle Klimate durchfliegt, wenn er sich auf seine Beute herabstürzt, die in Aas besteht, aber auch in Maulthieren, Kälbern, Schafen u. dergl., die er mit Kühnheit angreift, ja, 2 u. mehrere C-s vereint sollen einen Andeshirsch, ein Lama, ja sogar einen Puma (Kuguar) tödten, indem sie ihnen zuerst Augen u. Zunge aus dem Kopfe reißen; Menschen soll er, jedoch ungereizt, nicht gefährlich werden. Man fängt ihn lebend in Schlingen, indem man ihn durch ein todtes Pferd u. dergl. anlockt; zuweilen legt man den Köder auch in einen vierseitigen Breterverschlag, aus dem der Vogel, einmal in denselben hineingeflogen, nicht wieder heraus kann, da er zum Auffliegen zuvor einen Anlauf nehmen muß, zu welchem es ihm hier an Raum fehlt; oft steckt man in den Köder auch giftige Kräuter; sein Leben ist außerordentlich zähe.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 350.
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