Correctur

[460] Correctur (v. lat.), 1) Verbesserung; bes. 2) die Verbesserung der unwillkührlich in einem gesetzen Bogen entstandenen Fehler. Sie wurde sonst, beim Anfang der Buchdruckerkunst, von namhaften Gelehrten besorgt, jetzt sind gewöhnlich eigene Correctoren zu mehrmaliger Lesung des Bogens angestellt, nur die letzte C. wird bei wissenschaftlichen Werken noch vom Autor selbst od. von einem Fachgelehrten besorgt. Der Corrigirende liest einen Abzug des Bogens (Correcturbogen) mit Aufmerksamkeit durch, vergleicht ihn mit dem Manuscript u. bemerkt wahrgenommene Fehler auf dem Rande des Bogens, mittelst eignen Correcturzeichen. Das, was verbessert werden soll, wird rechts an den Rand hinter einen verticalen Strich (|) geschrieben; soll ein Buchstabe od. ein Wort ganz wegbleiben, so wird dies durch ein Correctur (deleatur, d.i. es werde getilgt) angedeutet; steht ein Buchstabe verkehrt,[460] so wird dies durch ein √ (vertatur, d. i. es werde umgewendet) berichtigt; steht eine Zeile od. ein einzelner Buchstabe schief, so wird es durch einen od. zwei horizontale Striche (=) angedeutet; ist ein Spatium od. Halbgeviertes zum Vorschein gekommen (ein Spieß), dies durch ein # angedeutet; soll ein Wort enger zusammengerückt od. sollen getrennte Sylben vereint werden, so macht man zwischen das Wort einen verticalen Strich u. unter dasselbe einen Haken Correctur; soll ein nicht durchschossenes Wort durchschossen (gesperrt gedruckt) werden, so macht man in dieses Wort hinein mehrere Häkchen (Correctur), dies gilt auch, wenn 2 Wörter zu dicht an einander gesetzt sind, nur wird es dann blos durch ein Häkchen (Correctur) zwischen denselben angedeutet. Soll eine Zeile zurückgerückt (eingezogen) werden, so setzt man vor dieselbe ein Correctur; umgekehrt ein Correctur, wenn eine Zeile ausgerückt od. näher an den Rand gebracht werden soll. Soll ein Satz mit einem Ausgang mit dem nächstfolgenden verbunden werden, so verbindet man beide durch ein ~. Alle diese Zeichen werden am Rande wiederholt. Wortversetzungen werden durch Ziffern bezeichnet u. diese am Rande wiederholt. Außerdem muß der Corrector nachsehen, ob die Seiten des Bogens, die Seitenzahlen, der Custos, die Norm, gehörig geordnet sind. Ist der Bogen fertig corrigirt, so kommt er wieder zur ersten C. in die Druckerei, u. das Falsche wird von dem Setzer in dem Satz corrigirt, s. u. Buchdrucken. Der Bogen wird darauf nochmals abgezogen u. in der zweiten C. nochmals gelesen. In schwierigem Satz od. bei fremden Sprachen, folgt auch wohl eine dritte u. vierte C. Zuletzt wird noch ein Revisionsbogen abgezogen, um noch einmal nachzusehen, ob Alles in der letzten C. Bemerkte verbessert ist; 3) Verbesserung von Arbeiten der Schüler, s. Corrigiren 2).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 460-461.
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